Die Hamburger Landesbank habe erste Gespräche mit Interessenten geführt, weitere Treffen im Dezember seien bereits angesetzt, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Zu den potenziellen Käufern zählten chinesische Banken wie die Bank of China sowie Finanzinvestoren wie Apollo und Lone Star. Der offizielle Veräußerungsprozess mit einer Verkaufsanzeige solle Anfang nächsten Jahres starten.

Die HSH, die mehrheitlich den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, wurde wegen der Schiffskrise von ihren Mehrheitseignern Hamburg und Schleswig-Holstein gestützt. Als Ausgleich für die Staatshilfen muss die Bank nun auf Druck der EU bis Februar 2018 verkauft werden - andernfalls kommt es zur Abwicklung. Mit dem Verkaufsprozess vertraute Personen gehen aber davon aus, dass sich die HSH nicht als ganzes veräußern lässt, sondern nur in zwei Teilen: Die profitable Kernbank, zu der unter anderem das Immobilien- und Firmenkundengeschäft gehören, könnte an ein anderes Geldhaus gehen; die defizitäre Abbaubank, in der ausfallgefährdete Schiffskredite im Milliarden-Volumen lagern, an einen Finanzinvestoren.

Die EU-Kommission hat nichts gegen einen Verkauf in Teilen, wie aus dem im Mai veröffentlichten Beihilfebescheid hervorgeht. "Die Veräußerung von Teilgeschäftsbereichen oder Teilen derselben mit Zustimmung der öffentlichen Eigentümer ist mit diesem Beschluss vereinbar." Somit sei ein Szenario wie bei der 2012 zerschlagenen WestLB, bei der zukunftsträchtige Bereiche an die Helaba verkauft wurden, auch im Fall HSH denkbar, sagte ein hochrangiger EU-Bankenaufseher. Die HSH, die Hamburger Finanzbehörde, Apollo und Lone Star wollten sich dazu nicht äußern, von Bank of China war keine Stellungnahme zu erhalten.

"EINE HOCHSENSIBLE FRAGE"

Ursprünglich hatte die HSH geplant, einen Verkauf und einen Börsengang parallel voranzutreiben. Angesichts des aktuellen Marktumfelds glaubt in Hamburg heute jedoch kaum noch jemand an den Schritt aufs Parkett. "Aber aus heutiger Sicht wäre ein Börsengang wahrscheinlich sehr schwierig", sagt eine mit dem Verkauf vertraute Person. Anleger machten derzeit schließlich einen großen Bogen um Bankaktien. Die beiden größten deutschen Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank sind an der Börse derzeit nur rund ein Drittel dessen Wert, was sie an Vermögenswerten in der Bilanz stehen haben.

Zu den Knackpunkten beim HSH-Verkauf zählt Insidern zufolge unter anderem die Refinanzierung des Geschäfts, schließlich profitiert die HSH aktuell noch von der Top-Bonitätsnote ihrer staatlichen Mehrheitseigner. Ein weiteres kritisches Thema sei die Einlagensicherung, sagt eine mit dem Prozess vertraute Person. "Das ist eine hochsensible Frage." Aktuell gehört die HSH dem Haftungsverbund von Sparkassen und Landesbanken an. Bei einem Verkauf an einen privaten Investor müsste die HSH diesen Experten zufolge jedoch verlassen und sich dem Sicherungsfonds privater Banken anschließen. Dafür sind jedoch bestimmte Zusicherungen des künftigen Mehrheitseigners nötig, die mancher Investor möglicherweise nicht eingehen möchte.

Grundsätzlich sind die Interessenten beim HSH-Verkauf jedoch in einer starken Position - gerade bei den Verhandlungen über einen Kaufpreises. Die Ländern müssten schließlich verkaufen, betont ein Insider. "Das offenbart die Möglichkeit für einen Erwerber, seine Interessen durchzusetzen."