Vorstandschef Jose Sevilla rechnet nicht mehr damit, dass das Institut den bisher für 2020 in Aussicht gestellten Nettogewinn von 1,3 Milliarden Euro erreichen wird. "Wir werden unterhalb der Marke liegen, aber das dürfte die Märkte nicht wirklich mehr überraschen", sagte Sevilla am Montag. Vergangene Woche hatten bereits die heimischen Wettbewerber Caixabank und Banco Sabadell ihre Prognosen zurückgenommen.

An der Börse machte sich nach der Ankündigung schlechte Stimmung breit. Die Aktie verlor rund ein halbes Prozent, nachdem sie kurz nach Börsenöffnung noch knapp vier Prozent zugelegt hatte. Investoren waren zunächst erleichtert, dass der Nettogewinn im zweiten Quartal weniger stark gefallen war als von Analysten vorhergesagt. Unter dem Strich verdiente Bankia von April bis Juni wegen gesunkener Handels- und Zinserträge mit 195 Millionen Euro fast ein Drittel weniger. Von Reuters befragte Experten hatten jedoch mit einem Rückgang auf 185 Millionen Euro gerechnet.

Auch andere Banken hatten in ihren Handelssparten zuletzt Probleme. Unsicherheiten wegen des Handelstreit zwischen China und den USA sowie die Sorgen vor einem ungeregelten Brexit und einer Abkühlung der Weltkonjunktur hemmten das Geschehen an den globalen Börsen. Große US-Banken machten die Schwäche im Handel mit Zuwächsen im Privatkundengeschäft wett. Allerdings kommen Banken in Europa hier seit Jahren auf keinen grünen Zweig, weil die Zinsen in der Euro-Zone viel niedriger sind als in den USA und den Finanzinstituten wichtige Einnahmen fehlen.

Ein Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nicht in Sicht. Die Währungshüter deuteten nach ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag sogar die Möglichkeit noch tieferer Schlüsselzinsen bis Mitte 2020 an.