"Wir haben sicher Interesse gespürt aus England," sagte der Chef des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse, Andre Helfenstein, zur Nachrichtenagentur Reuters. Auch aus Deutschland habe es Anfragen gegeben. Die Großbank habe ihre Erfahrungen geteilt und für vertiefte Erläuterungen an die Schweizer Regierung verwiesen. "Mehrere ausländische Finanzministerien haben sich bei uns nach dem System erkundigt", bestätigte ein Sprecher des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF).

Mit dem Programm will die Schweiz kleinen und mittelgroßen Firmen helfen, in der Corona-Krise Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Die Kredite, die zumeist innerhalb von Stunden ausbezahlt werden, stammen von den Banken. Bei Ausleihungen mit einem Volumen von bis zu 500.000 Franken übernimmt der Bund die volle Ausfallgarantie, bei Krediten zwischen 500.000 und 20 Millionen Franken bürgt er für 85 Prozent. "Als sich das Virus von Italien aus ins Tessin ausbreitete, stellten wir bei den kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz rasch eine erhöhte Nachfrage nach Liquidität fest", erläuterte Helfenstein. "Wir fragten uns: Was können wir machen, um schnell Liquidität bereitzustellen?" Ähnliche Überlegungen machte sich auch die Regierung und zusammen mit den Banken UBS, ZKB, Waadtländer Kantonalbank und Raiffeisen wurde das Programm auf den Weg gebracht. Inzwischen bieten über 120 Institute solche Notfallkredite an.

Während Unternehmen in vielen anderen Ländern noch immer auf flüssige Mittel warten, stellte die Schweiz bereits Ende März ihren Firmen 20 Milliarden Franken zur Verfügung. Angesichts der hohen Nachfrage verdoppelte das Land den zur Verfügung stehenden Betrag wenig später auf 40 Milliarden Franken. Bis Mitte April wurden 107.067 Vereinbarungen für die kleineren zinsfreien Kredite mit einem Volumen von insgesamt 16,4 Milliarden Franken abgeschlossen. In dem Segment habe die Nachfrage inzwischen abgenommen, sagte Helfenstein. Bei den größeren Krediten, die mit einer sorgfältigeren Prüfung verbunden seien, beobachte er einen weiter anziehenden Bedarf.

Im Unterschied zu vielen anderen Ländern vergibt die Schweiz die Kredite über das Bankensystem. Dies habe den Vorteil, dass die Institute den Kunden bereits kennen und über gut funktionierende Kreditprozesse verfügen würden. Der Aufbau einer Infrastruktur zur Auszahlung von nicht rückzahlbaren staatlichen Zuschüssen würde dagegen deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. "Der Weg über Kredite ist für das gegenwärtige Stadium der Krise der beste Ansatz", sagte Helfenstein. "Wenn die Krise sechs, zwölf oder 18 Monate in dieser Intensität dauert, mag sich das ändern."