Peter Kimpel, der vor dem Börsengang vor vier Jahren zu Rocket gekommen war, wird im Oktober Deutschland-Chef der britischen Investmentbank Barclays, wie diese am Montag mitteilte. Rocket Internet nutzt die Gelegenheit, den Posten des Finanzvorstands einzusparen. Vorstandschef und Mitgründer Oliver Samwer werde Kimpels Aufgaben zusätzlich übernehmen, erklärte der Investor. Der Vorstand schrumpft damit auf zwei Mitglieder. Der Vertrag des Finanzchefs wäre Ende des Jahres zur Verlängerung angestanden.

Der Posten bei Barclays, der auch die Verantwortung für Österreich und die Schweiz umfasst, war seit Anfang 2018 vakant. Damals wechselte Alexander Doll als Logistik- und Güterverkehrs-Vorstand zur Deutschen Bahn.

Kimpel hatte den Börsengang von Rocket Internet organisiert. Vorher hatte er mehr als zwei Jahrzehnte für die Investmentbank Goldman Sachs in den USA, Großbritannien und Deutschland gearbeitet. Rocket hatte sich lange Zeit schwer getan, junge und aufstrebende Unternehmen aus dem Portfolio zu Geld zu machen. Erst in den vergangenen Monaten gingen der Essenslieferdienst Delivery Hero, der Lebensmittel-Lieferant Hellofresh und der Möbelhändler home24 an die Börse. Der Online-Einrichtungshändler Westwing steht Insidern zufolge ebenfalls in den Startlöchern.

"Da Rocket Internet sehr gut kapitalisiert ist und drei der ausgewählten Unternehmen erfolgreich an die Börse gegangen sind, ist dies der richtige Zeitpunkt, mich neuen Aufgaben zu widmen", sagte Kimpel. Zuletzt kaufte das Unternehmen eine 2015 begebene, 550 Millionen Euro Wandelanleihe zurück, weil Rocket das Geld daraus nicht mehr braucht. Die Rocket-Internet-Aktie hat den Ausgabepreis von 42,50 Euro bisher nicht wieder erreicht, hat aber in diesem Jahr kräftig angezogen und zeitweise die Marke von 30 Euro überschritten. Am Montag legte sie um zwei Prozent auf 29,86 Euro zu.

Bei Barclays geht es für Kimpel darum, die Position in der Beratung bei großen Übernahmen und bei Börsengängen wieder zu verbessern. Bei großen Finanzierungen sind die Briten besser im Geschäft. Zudem gewinnt die Frankfurter Barclays-Tochter im Zug des EU-Ausstiegs Großbritanniens an Bedeutung. 40 bis 50 Banker sollen von London aus dorthin wechseln. Verantwortlich ist Kimpel auch für das Kreditkartengeschäft in Deutschland.