Barrick Gold (WKN: 870450 / ISIN: CA0679011084) – das riesige Bergbau-Unternehmen mit Firmensitz Toronto – hat vor wenigen Tagen die Zahlen zum zweiten Quartal 2017 bzw. die Halbjahreszahlen veröffentlicht. Habe ich inzwischen genauer angeschaut.

Erneut konnte das Unternehmen einen hohen Gewinn vorweisen. Das liegt auch daran, dass die Produktionskosten relativ niedrig sind. Es gibt aber auch einige Probleme bei Barrick Gold – Stichwort Acacia. Denn diese wichtige Beteiligung von Barrick Gold in Tansania ist derzeit von einem Exportstopp betroffen. Wenn der anhält, dann könnte das Auswirkungen auf die Prognose für die Goldproduktion von Barrick Gold 2017 haben – und zwar negative. In diesem Beitrag nehme ich die neuen Zahlen von Barrick Gold genauer unter die Lupe. Barrick Gold ist einer der Riesen unter den Goldproduzenten. Was nicht so im Rampenlicht steht: Zusätzlich produziert Barrick Gold auch noch Kupfer und Silber.

Barrick Gold-Chart: boerse-frankfurt.de

Barrick Gold: Der Blick auf die neuen Zahlen

Nun der Blick auf die Eckdaten der vor wenigen Tagen gemeldeten Geschäftszahlen:

Eckdaten Q2-Zahlen Barrick Gold

  • Die Umsätze lagen im zweiten Quartal bei 2,16 Mrd. Dollar.
  • Der operative Cash Flow erreichte 448 Mio. Dollar. Im Vorjahr waren es 527 Mio. Dollar.
  • Das Netto-Ergebnis (adjusted net earnings) pro Aktie erreichte 0,22 Dollar nach 0,14 Dollar pro Aktie im Vorjahreszeitraum.
  • Die Schuldenlast wurde im zweiten Quartal um 309 Mio. Dollar verringert.
  • Die Förderkosten bei Gold (dabei berufe ich mich auf die ausgewiesenen sogenannten „AISC“-Kosten) sanken im zweiten Quartal auf 710 Dollar je Feinunze, nach 782 Dollar/Feinunze im Vorjarheszeitraum.
  • Im Bereich Kupfer hingegen steigen die Produktionskosten (AISC) deutlich, und zwar von 2,14 Dollar je lb. (US-Pfund) im Vorjahrsquartal auf 2,38 Dollar je lb. (es handelt sich bei der Gewichtseinheit lb. um „pounds“, die nicht ganz unserer Gewichtseinheit „Pfund“ entsprechen, sondern ein lb. hat rund 0,45 Kilogramm).

Quelle: Barrick Reports Second Quarter 2017 Results

Wieso der Rückgang beim operativen Cash Flow? Dazu nennt Barrick Gold einige Punkte wie höhere gezahlte Steuern für Pueblo Viejo, erhöhte Ausgaben für Exploration und die Auswirkungen des Export-Stopps für die Acacia Mine in Tansania (dazu später mehr). Das hört sich nachvollziehbar an.

Gewinn pro Aktie von 0,22 Dollar lag über den Erwartungen

Für viele kurzfristig orientierte Trader dürfte es im Hinblick auf die Barrick Gold Zahlen in erster Linie um diese Frage gegangen sein: Wurden beim Gewinn pro Aktie die Erwartungen übertroffen oder nicht? Und da die Erwartungen in Bezug auf das Ergebnis pro Aktie (adjusted net earnings) bei rund 0,18 Dollar lagen und tatsächlich 0,22 Dollar gemeldet wurden, ist die Antwort klar: Ja, die Erwartung wurde erwartet! Und wie es in einem solchen Fall analog zu einem Pawlowschen Reflex zu erwarten war, reagierte der Aktienkurs von Barrick Gold positiv auf die Quartalszahlen. Diese Reaktion war keine Überraschung.

Es gibt einige Punkte, die mir in Bezug auf die neuen Zahlen gut gefallen haben. Dazu gehören die gesunkenen Produktionskosten bei Gold. Der Rückgang der AISC-Kosten um rund 9% im Jahresvergleich ist beachtlich und wird bei Barrick Gold u.a. mit gesunkenen Verwaltungskosten begründet. Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass die AISC-Kosten bei Kupfer um rund 10% gestiegen sind (was Barrick Gold u.a. mit gestiegenen Kosten beim Jabal Sayid-Projekt begründet).

Veladoro-Mine produziert wieder

Seit dem 15. Juni kann auch die Veladoro-Mine in Argentinien laut Barrick Gold die Produktion wieder aufnehmen. Dort hatten die Behörden die Produktion gestoppt, nachdem offensichtlich giftige Chemikalien ausgetreten waren. Es klang so, als ob Barrick Gold da in Bezug auf die Sicherheitsvorkehrungen nicht gut genug gearbeitet hatte, man wollte die „Schuld“ auf einen Eisblock schieben. Da Bevölkerung und Umwelt gefährdet waren, verhängten die Behörden den Produktionsstopp (das tat Barrick Gold nicht von sich aus, was ich bezeichnend finde!). Inzwischen also wieder die Produktionsaufnahme – und inzwischen hat Barrick Gold auch einen 50%-Anteil an dem Projekt an einen chinesischen Partner verkauft.

Barrick Gold: Schuldenlast gesunken

Der Erlös für den Verkauf des Anteils lag laut Barrick Gold bei rund 960 Mio. Dollar. Diese Transaktion soll Teil eines größeren Pakets der Kooperation mit dem chinesischen Unternehmen sein. So wolle man zusammen das „Pascua-Lama“-Vorkommen erschließen. Barrick Gold teilt so die Kosten, aber natürlich auch die Erträge. Recht konservativ die Ankündigung, den Verkaufserlös in erster Linie für die Schuldentilgung verwenden zu wollen. Und im zweiten Quartal wurden ja auch immerhin bereits Schulden im Volumen von 309 Mio. Dollar getilgt. Es bleibt immer noch ein Schuldenberg von beachtlichen 7,44 Mrd. Dollar. Doch gegenüber dem Stand Ende 2015 (9,97 Mrd. Dollar) ist das schon ein beachtlicher Rückgang. Mal sehen, ob das explizit ausgewiesene Ziel von 5 Mrd. Dollar Schulden Ende 2018 erreicht werden kann.

Ein Problem für Barrick Gold: Acacia

Jetzt noch zu Acacia. An dem börsennotierten Unternehmen hält Barrick Gold laut eigenen Angaben 63,9%. Acacia ist in Tansania in der Goldförderung tätig und derzeit von einem Exportstopp betroffen für die beiden Minen Bulyanhulu and Buzwagi. Der Vorwurf der Behörden sinngemäß, dass Acacia die Exporte nicht korrekt deklariert hat, wodurch dem Staat Tansania hohe Einnahmen entgangen sind. Wenn das stimmt, wäre der Exportstopp natürlich absolut nachvollziehbar um zu prüfen, wie der Sachverhalt ist. Natürlich kann ich nicht sagen, ob da etwas daran ist. Was ich sagen kann:

Die beiden genannten Minen sind in der Goldproduktion-Prognose von Barrick Gold berücksichtigt, und das nicht zu knapp: Rund 6% der gesamten Goldproduktion von Barrick Gold 2017 sollen sie ausmachen. Da ist es klar, dass die Prognose nach unten angepasst werden müsste, wenn der Exportstopp anhält. Mal abwarten: Denn Barrick Gold hat angekündigt, Anfang August in direkte Verhandlungen mit der Regierung von Tansania zu treten. Mal sehen, ob sich dieses Problem dann lösen lässt. Noch ist das völlig offen für Außenstehende, wie diese Sache ausgehen wird. Entsprechend ist es ein Risiko auch im Hinblick auf den Kursverlauf der Aktie.

Mein Fazit: Gute Quartalszahlen, doch „Acacia-Risiko“

Barrick Gold hat mit den jüngsten Quartalszahlen durchaus überzeugen können. Der Gewinn pro Aktie ist gestiegen, die Förderkosten (AISC) bei Gold sind sogar gesunken – bei Kupfer allerdings gestiegen. Die Schulden wurden wie geplant weiter gesenkt, und der Cash Flow sprudelt. Es besteht allerdings ein recht hohes Risiko in Bezug auf die Goldproduktion der signifikanten Beteiligung Acacia in Tansania. Wenn da der Exportstopp nicht bald aufgehoben wird, dann könnte das negative Auswirkungen auf die „Guidance“ von Barrick Gold 2017 haben. Dann könnte es sein, dass Barrick Gold eine Herabsetzung der prognostizierten Gold-Fördermenge kommunizieren muss. Und ob das gut ankommen wird, ist eher zweifelhaft.

Diese Analyse habe ich im Original für www.aktienkaufen.com erstellt.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Wohl dem Menschen, der Weisheit findet, und dem Menschen, der Verstand bekommt! Denn es ist besser, sie zu erwerben, als Silber; denn ihr Ertrag ist besser als Gold. “ – Die Bibel: Sprüche 3,13-18

Michael VaupelEin Beitrag von Michael Vaupel

Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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Bildquelle: Michael Vaupel / Pressefoto Goldcorp.