(neu: Aktienkurs, Analysten und mehr Details und Hintergrund)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Nach der Prognosekürzung von BASF haben viele Anleger am Montagmorgen die Reißleine gezogen. Weil die Folgen des niedrigen Rheinwassers und erste Auswirkungen des US-China-Handelskonfliktes dem Chemiekonzern stärker als erwartet zu schaffen machen, fielen die Papiere am Vormittag um 4,4 Prozent auf rund 58 Euro. Sie wurden damit erstmals seit Anfang 2016 wieder unter der 60-Euro-Marke gehandelt.

Für Sebastian Satz von der britischen Bank Barclays kommt der Schritt zwar nicht überraschend, das Ausmaß der Senkung sei aber unerwartet groß. Der neue Ausblick impliziere für das vierte Quartal nur noch ein operatives Ergebnis (Ebit) von bestenfalls 800 Millionen Euro - ein Wert, der nicht nur deutlich unter dem Vorjahr, sondern auch unter seinen und den Marktschätzungen liege. Es drohe das mit Abstand schlechteste vierte Quartal seit zehn Jahren, betonte der Experte.

Der Chemiekonzern hatte am Freitagabend nach Börsenschluss mitgeteilt, dass der operative Gewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen in diesem Jahr um 15 bis 20 Prozent sinken werde. Bislang hatte BASF nur einen Rückgang von bis zu 10 Prozent in Aussicht gestellt. Allein der niedrige Wasserstand im Rhein, der den wichtigen Gütertransport ausbremst, soll das Ergebnis im Schlussquartal mit bis zu 200 Millionen Euro belasten. Zudem schwächte sich das Geschäft mit der Autoindustrie zuletzt weiter ab - vor allem wegen der geringeren Nachfrage durch Kunden in China.

BASF hatte schon im September seine Ziele angepasst - damals begründet mit der beschlossenen Fusion der Öltochter Wintershall mit Dea. Nun wurden operative Gründe für die Gewinnwarnung aufgeführt. Mit dieser befinden sich der Konzern im Dax in guter Gesellschaft. "Die Liste der Unternehmen, die eine Gewinnwarnung aussprechen, wird immer länger", sagte Analyst Thorsten Strauß von der NordLB. Aus der Chemiebranche hatte es von Covestro bereits solch einen Schritt gegeben. Der Medizinkonzern Fresenius musste zuletzt seine Ziele sogar wiederholt anpassen.

Einige Experten befürchten nun, dass die Flaute für BASF nach dem Schlussquartal noch nicht ausgestanden sein wird. Wie Analyst Laurence Alexander vom Analysehaus Jefferies in einer ersten Reaktion schrieb, dürfte der Gegenwind auch im ersten Halbjahr 2019 noch spürbar sein. "Sorgen um die Endmärkte von BASF dürften die Bewertung weiter in Zaum halten", so der Experte. Um dem zu entkommen, seien staatliche Anreize in China nötig. Ersichtlich könnten diese aber wohl erst im Februar nach dem chinesischen Neujahrsfest werden.

Für die Aktionäre von BASF ist die Gewinnwarnung ein weiterer Rückschlag, sind sie doch seit Monaten beim Kurs nicht gerade erfolgsverwöhnt. Anfang des Jahres hatten sie bei knapp 100 Euro noch ihr Rekordhoch markiert, dann aber setzte eine Flaute ein, aus der zuletzt eine regelrechte Talfahrt wurde. Seit Ende September, als sie noch bei knapp 82 Euro gehandelt wurden, haben sie nun schon runde 30 Prozent an Wert verloren. Im Jahresverlauf zählen sie mit einem 36-prozentigen Abschlag zum schwächeren Dax-Drittel.

Die Senkung beunruhigte am Montag nicht nur die BASF-Anleger. Sie strahlte auf den gesamten Sektor negativ aus. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Chemicals büßte 1,8 Prozent ein und war so das Schlusslicht in der Sektortabelle. Aktien der deutschen Chemieunternehmen Covestro, Evonik und Lanxess sackten im Schlepptau der schlechten Nachrichten zwischen 1,6 und 2,3 Prozent ab./tih/nas/jha/

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