(neu: Aktuelle Kurse, Lanxess bekräftigt Jahresprognose)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine unerwartet deutliche Gewinnwarnung von BASF hat am Dienstag Schockwellen über den gesamten Chemiesektor ausgesandt. Der entsprechende Branchenindex im marktbreiten Börsenbarometer Stoxx Europe 600 knickte um 1,60 Prozent ein. Die schlechten Nachrichten aus Ludwigshafen ließen bei vielen Anlegern die Wachstumssorgen wieder hochkochen, so dass sie sich insgesamt von den als sehr konjunkturanfällig geltenden Chemiewerten trennten.

Am frühen Nachmittag lagen die Aktien von BASF noch mit rund 5 Prozent im Minus bei 59,43 Euro. Zwischenzeitlich waren die Anteilsscheine um fast 6,5 Prozent abgesackt. Auch andere Branchenwerte wie Covestro oder Evonik erholten sich etwas. Balsam auf die Wunden der Chemiebranche gab Lanxess: Der Spezialchemiekonzern zerstreute Befürchtungen um die Geschäftsaussichten und bestätigte seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Die Lanxess-Aktien schafften gar kurz den Sprung ins Plus, lagen zuletzt aber wieder mehr als 1 Prozent im Minus.

Dennoch wog auch am frühen Dienstagnachmittag die Enttäuschung über die Gewinnwarnung von BASF noch schwer. Anleger hatten zwar erwartet, dass der Konzern wegen der sich eintrübenden Weltkonjunktur und anhaltender Handelskonflikte pessimistischer für das laufende Geschäftsjahr wird. Dass der Konzern aber davon ausgeht, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie vor Sondereinflüssen 2019 sogar um bis zu 30 Prozent einbrechen dürfte, verschreckte sowohl Investoren als auch Analysten. Eigentlich war ein Anstieg zwischen 1 und 10 Prozent erwartet worden.

Das Urteil der Experten fiel denn auch mitunter recht harsch aus. So habe die Gewinnwarnung des Chemiekonzerns selbst die schlimmsten Befürchtungen übertroffen, schrieb Analyst Andrew Stott von der Schweizer Großbank UBS. Nun sei von einer längeren Phase des Überangebots in wichtigen Bereichen des Konzerns auszugehen. Positiv sei nur, dass das Effizienzprogramm nun einen Schub erhalte.

Auch andere Analysten blicken skeptisch in die Zukunft. Es habe sich gezeigt, dass BASF von dem rückläufigen Automarkt tangiert werde, urteilte Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research. Die Autoindustrie ist einer der größten Endabnehmer für die von BASF hergestellten Produkte, leidet aktuell aber auch stark unter der sich abschwächenden Konjunktur und der Sorge vor einer Ausweitung des weltweiten Handelskonflikts. Zechmann rechnet damit auch für das zweite Halbjahr mit einer "schmerzhaften" Entwicklung.

Etwas Hoffnung für die BASF-Anleger verbreitete Georgina Iwamoto von der US-Investmentbank Goldman Sachs: Positiv sei immerhin, dass der Konzern trotz des schwierigen Umfelds an seiner progressiven Dividendenpolitik festhalten wolle. Allerdings gab auch hier Andreas Heine von Mainfirst zu bedenken, dass der freie Mittelfluss die Dividenden-Zahlung für 2019 eventuell nicht decken dürfte. Am Markt wird in der Regel nicht gern gesehen, wenn Unternehmen ihre Ausschüttungen aus der Substanz und nicht aus dem Barmittelbestand finanzieren.

Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan wiederum beließ es nicht bei der Analyse einzelner Geschäftsentwicklungen, sondern argumentierte grundsätzlich. Angesichts dieser Prognosesenkung müsse man sich die Frage nach der Aufstellung von BASF stellen. Man könne nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Diese Gewinnwarnung sei wieder ein Argument für das Unternehmen, ernsthaft eine Vereinfachung und Optimierung der Konzernstruktur zu überdenken.

Der Kursrutsch an diesem Dienstag ließ die BASF-Aktien im Vergleich mit den anderen im Dax enthaltenen Werten weiter zurückfallen. So steht bei dem deutschen Leitindex seit Jahresbeginn gerechnet aktuell ein Plus von knapp 18 Prozent zu Buche. Die Anteilsscheine der Ludwigshafener aber haben seitdem knapp 2 Prozent verloren. Seit dem Jahreshoch von 74,61 Euro im April beläuft sich das Minus der BASF-Papiere sogar auf rund ein Fünftel./la/ag/jha/