LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Besonders die durch die Corona-Krise eingebrochene Nachfrage in der Autoindustrie hat BASF im zweiten Quartal schwer getroffen. Doch trotz der Rückgänge in einem seiner wichtigsten Geschäftsfelder schlug sich der weltgrößte Chemiekonzern laut Anfang Juli veröffentlichter Eckdaten besser als dies von Analysten erwartet worden war. Die wichtigsten Punkte, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.

DAS IST LOS BEI BASF:

Auch bei BASF war nach dem ersten Quartal schnell klar, dass die Prognosen für 2020 nicht mehr zu halten sein würden. Wie viele andere Firmen auch zog der Konzern die Prognose daher Ende April zurück und hat bis zuletzt keine neuen Ziele vorgelegt. In dieser Lage steht der Chemiegigant bei weitem nicht allein. Auch der Verband der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie (VCI) strich seine Prognose Ende Mai ersatzlos. "2020 wird ein schwieriges Jahr für die chemisch-pharmazeutische Industrie", erklärte VCI-Präsident Christian Kullmann. Sinkende Aufträge, gestörte Lieferketten und fehlende Transportkapazitäten bereiteten der Branche Probleme.

Da half es auch nicht, dass BASF in anderen Segmenten außerhalb der Autoindustrie zulegen konnte. Im Juni hieß es, das könne den Rückgang im Automobil-Geschäft nicht ausgleichen. Der Umsatz im zweiten Quartal ging laut vorläufigen Zahlen daher um 12,4 Prozent auf rund 12,7 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach gar um rund 77 Prozent auf 226 Millionen Euro ein. Und das war bereits besser als von Marktbeobachtern befürchtet. Unterm Strich stand ein Verlust von 878 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor konnte durch den Buchgewinn im Zuge der Zusammenführung des Öl- und Gasgeschäfts der Tochter Wintershall mit dem Konkurrenten Dea noch 6 Milliarden Euro Gewinn erzielt werden. Auch für den Rest des Jahres rechnete der Konzern zuletzt zwar mit einer Verbesserung, nicht aber mit einer vollständigen Erholung.

Wintershall Dea stand derweil zuletzt für eine weitere coronabedingte Beeinträchtigung. Eigentlich wollte Konzernchef Martin Brudermüller die Öl-und-Gas-Tochter im zweiten Halbjahr an die Börse bringen. Doch aufgrund des Ölpreisrutsches musste der Konzern im zweiten Quartal zunächst einmal satte Abschreibungen auf seine Beteiligung hinnehmen. Trotzdem hält BASF laut Finanzchef Hans-Ulrich Engel am Börsengang fest, wie er auf der Hauptversammlung Mitte Juni sagte. Dieser werde sich aber wegen der schlechten Marktbedingungen voraussichtlich verschieben. Trotzdem kündigte er an, dass der Chemiekonzern seine Anteile an der Tochter ab nächstem Jahr sukzessive reduzieren wolle. Wintershall Dea ist am Bau der von den USA sanktionierten Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland beteiligt, die aktuell auf Eis liegt.

Auch anderswo hakte es bei dem von Brudermüller seit 2018 eingeleiteten Konzernumbau zuletzt. Der japanische Feinchemiehersteller Dic zog Ende Juni seinen Antrag bei der EU auf Erlaubnis zum Kauf des BASF-Pigmentgeschäfts zurück. Trotzdem zeigte sich der Konzern davon überzeugt, dass der Verkauf im vierten Quartal über die Bühne gehen werde - vorausgesetzt es liegen alle kartellrechtlichen Zustimmungen vor. Ohne Berücksichtigung von Barmitteln und Finanzschulden beträgt der Verkaufspreis 1,15 Milliarden Euro.

Bereits vor der Corona-Krise hatte Brudermüller ein Sparprogramm aufgesetzt, um den Konzern profitabler zu machen. Das in diesem Zug geplante Streichen von 6000 Stellen wurde bereits im April um ein Jahr auf Ende 2020 vorgezogen. 2019 hatte das Unternehmen weltweit bereits 3100 Jobs abgebaut. Der BASF-Vorstand erhofft sich von den Maßnahmen eine positive Wirkung auf das operative Ergebnis (Ebitda).

Daneben wird BASF, genauso wie der Wettbewerber Bayer, durch einen Rechtsstreit in den USA belastet. Anfang Juni zog ein US-Gericht die 2018 erteilte Zulassung des Unkrautvernichters Dicamba zurück. Das Mittel war in die Kritik geraten, da der Wind es auf angrenzende Felder wehte, auf denen dagegen nicht-immune Pflanzen angebaut wurden. Wegen der Schäden auf Nachbarfeldern forderten zahlreiche Bauern Schadenersatz. Ende Juni gab Bayer dann bekannt, im Zuge eines Vergleichs bis zu 400 Millionen Dollar zu zahlen. Bayer erwarte jedoch, dass sich auch BASF beteilige.

Mehr Klarheit, wie die Pandemie sich bisher auf das Geschäft ausgewirkt hat, ist am 29. Juli zu erwarten. Dann legt BASF den detaillierten Bericht zum zweiten Quartal vor.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die Mehrheit der Analysten steht den BASF-Aktien neutral gegenüber. Von den 18 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten sprechen sich 13 für ein Halten der Aktie aus, während vier zu einem Kauf und ein Haus zu einem Verkauf raten. Das durchschnittliche Kursziel lag zuletzt bei 53,53 Euro und damit nur etwas oberhalb des aktuellen Kurses von gut 50 Euro.

UBS-Analyst Andrew Stott richtete seinen Fokus nach den Eckdaten nun auf die Aussagen zum angelaufenen dritten Quartal. Anlegern werde der Ausblick ermöglichen, den Umfang der Erholung abzuschätzen.

Die Abschreibungen auf die Wintershall Dea Anteile bezeichnete Stott hingegen als nicht überraschend. Aufgrund des im Jahresvergleich stark gesunkenen Ölpreises sollte dies aus seiner Sicht keinen Anleger auf dem falschen Fuß erwischt haben. Er sei der Ansicht, dass die aktuelle Bewertung der BASF-Papiere eine starke Erholung der Gewinne bereits einpreise, daher bleibe er bei seiner neutralen Bewertung und ließ auch sein Kursziel von 53 Euro unverändert.

Auch die Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs empfahlen zuletzt weiter ein Halten der Papiere bei einem geringfügig höheren Kursziel von 54 Euro. Jedoch schlug Analystin Georgina Iwamoto einen deutlich kritischeren Ton an: Die Reaktionen von Investoren auf die Zahlen des Konzerns seien überwiegend negativ gewesen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

In der Corona-Krise rutschte der Kurs im März zwischenzeitlich unter die Marke von 40 Euro. Trotz der Erholung seither auf momentan gut 50 Euro haben die Papiere seit Jahresbeginn immer noch rund ein Viertel verloren. Damit sind sie deutlich schlechter gelaufen als der Dax, der gut 3 Prozent einbüßte.

Auch mittel- und langfristig haben Aktionäre wenig Freude an dem Papier. Der Kurs sank vom Rekordhoch von 98,80 Euro Anfang 2018 um fast die Hälfte. Über die vergangenen zehn Jahre konnten die Papiere kaum zulegen, während der deutsche Leitindex (inklusive Dividenden) rund 110 Prozent und der europäische Branchenindex Stoxx 600 Chemie 120 Prozent kletterten.

Aktuell kosten die BASF-Aktien so viel wie 2011 und der Börsenwert liegt nur noch bei rund 46 Milliarden Euro - damit liegt der Konzern in dieser Rangliste nur noch auf dem neunten Platz im Dax. Zur Amtsübernahme Brudermüllers im Mai 2018 hatte BASF mit ungefähr 80 Milliarden noch auf dem sechsten Platz gelegen./ssc/men/jha/