FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will im US-Rechtsstreit um den Unkrautvernichter Glyphosat nicht um jeden Preis klein beigeben. In den Verhandlungen über eine außergerichtliche Beilegung der Klagen in den Vereinigten Staaten gebe es für den Konzern zwei unverrückbare Bedingungen, sagte Agrochemiechef Liam Condon der "Börsen-Zeitung" (Mittwochausgabe). "Das ist einmal die finanzielle Angemessenheit des Vergleichs und es muss ein finaler Abschluss sein. In dieser ersten Phase wird nicht in erster Linie über Summen gesprochen, sondern vor allem über eine mögliche Struktur verhandelt", stellte der Manager zudem klar.

Spekulationen, Bayer sei bereit, für den Vergleich acht Milliarden US-Dollar in die Hand zu nehmen, hatten Anfang August zu heftigen Kursturbulenzen geführt. Ob es unter den von Bayer aufgestellten Forderungen zu einem Vergleich komme, könne er "überhaupt nicht einschätzen", sagte Liam dem Blatt.

Mit Blick auf die tausenden bestehenden Klagen wird ein Vergleich für Bayer allerdings auch als Befreiungsschlag erachtet: Die unkalkulierbaren finanziellen Risiken würden sich dann in einem festen Rahmen bewegen. Die Zahl der Kläger war zuletzt auf 18 400 gestiegen.

Condon geht davon aus, dass diese Zahl auch im dritten Quartal noch zulegt. Das sei besonders Nachahmereffekten geschuldet: "Es wird getrommelt, um eine ordentliche Verhandlungsmasse zusammenzubekommen", sagte Condon der Zeitung. Über die Qualität der Klagen sage das jedoch nichts aus.

Jenseits der Klagewelle ist Bayer derzeit aber auch dabei, nach Alternativen zu Glyphosat zu forschen. Das wäre der Traum einer jeden Firma, sagte der Manager der Wirtschaftszeitung mit Verweis auf den riesigen Markt. Dass es für Glyphosat ein Ersatzprodukt mit vergleichbarem Wirkspektrum und zugleich besserem Sicherheitsprofil gibt, glaubt er dennoch nicht. "Über all die Jahrzehnte haben wir viel investiert, aber leider kein besseres Mittel entwickeln können - genauso wenig wie unsere Konkurrenten."

Die Integration von Monsanto verlaufe indes schneller als geplant. Bis 2022 will Bayer rund eine Milliarde Euro an Kosten einsparen. Bei den erhofften Kostensynergien für das laufende Jahr sei Bayer "gut unterwegs", sagte Condon der Zeitung. Durch die Übernahme sollen in der Agrochemie-Sparte bis Ende 2021 tausende Stellen wegfallen - die meisten davon außerhalb Deutschlands.

Bayer hatte Monsanto im vergangenen Jahr für rund 63 Milliarden US-Dollar gekauft und dafür viel Kritik eingefahren. Die Aktie hat seitdem um knapp 40 Prozent nachgegeben. Insbesondere die Klagewelle lastet auf dem Kurs./hossko/kro/jha/