Die vorliegende Offerte von 48 Dollar je Aktie lehne der Vorstand einstimmig ab und verfolge weiter den ausgehandelten Zusammenschluss mit der US-Firma Entegris, teilte Versum am Freitag mit. Allerdings habe Merck signalisiert, das Angebot könne erhöht werden, wenn man weitere Informationen ihm Rahmen einer Due-Dilligence bekäme. Deshalb wolle Versum weitere Gespräche mit Merck führen und habe dazu auch die Erlaubnis von Entegris bekommen. Ein Treffen mit Merck-Vertretern habe es bereits gegeben. Ein Merck-Sprecher sagte, der Konzern begrüße die Gesprächsbereitschaft von Versum. Das Angebot bleibe aber unverändert.

Der Darmstädter Spezialchemiekonzern will Versum für fast sechs Milliarden Dollar übernehmen, um stärker ins Geschäft mit der Chip- und Display-Industrie einzusteigen. Am Dienstag war Merck direkt an die Versum-Aktionäre herangetreten und hatte ihnen trotz des Widerstands des Managements das Übernahmeangebot offiziell unterbreitet - der erste feindliche Übernahmeversuch eines deutschen Großunternehmens seit 13 Jahren. Mit der Gesprächsbereitschaft des Versum-Managements hat Merck daher einen Etappensieg erzielt. "Der Vorschlag von Merck könnte möglicherweise in ein der Fusionsvereinbarung mit Entegris überlegenes Angebot münden", begründete Versum den Schritt. Merck solle im weiteren Verlauf auch nicht-öffentliche Informationen erhalten.

Die Anleger an der Börse spekulieren schon länger auf eine Erhöhung der Offerte: Die Versum-Aktien waren am Donnerstag zu einem Kurs von 49,98 Dollar aus dem Markt gegangen, am Freitag legten sie vorbörslich leicht zu. Merck-Aktien notierten am Freitag kaum verändert.

Für Merck wäre es der erste feindliche Übernahmeversuch seit dem versuchten Kauf des Arzneimittelherstellers Schering 2006. Schering ging letztlich an Bayer. Der letzte feindliche Übernahmeversuch eines deutschen Unternehmens in den USA war der Kauf des Katalysatorenherstellers Engelhard durch BASF ebenfalls 2006, der letztlich aber ein freundliches Ende fand.