STUTTGART (dpa-AFX) - Wegen anhaltend schlechter Luft musste in Stuttgart am Montag Feinstaubalarm ausrufen werden. Damit griff die Landeshauptstadt zum frühestmöglichen Zeitpunkt im Winterhalbjahr zu diesem Instrument gegen miese Luft, das es in keiner anderen Metropole in Deutschland gibt. Für Stuttgart ist es die inzwischen vierte Feinstaubalarm-Saison. Sie gilt bis 15. April, weil es in der kalten Jahreshälfte stets zu den höchsten Feinstaubbelastungen kommt.

Die Autofahrer sind in den nächsten Tagen zum freiwilligen Umstieg auf Busse und Bahnen aufgefordert. Das Befeuern privater Kaminöfen, die nur dem Wohlbefinden dienen, ist verboten. Experten haben für die kommenden Tage eine Wetterlage vorhergesagt, die erhöhte Feinstaubwerte nahe des EU-Grenzwertes erwarten lassen.

Bereits in den vergangenen Tagen wurden an Deutschlands schmutzigster Kreuzung, dem citynahen Neckartor, Feinstaubwerte gemessen, die sich dem EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel näherten. Auch am verkehrsärmeren Sonntag waren es noch 28 Mikrogramm. Laut EU darf der Grenzwert maximal an 35 Tagen im Jahr überschritten werden. 2017 mussten der EU 41 Überschreitungstage gemeldet werden. In diesem Jahr sind es bislang 16 Tage - womit man eigentlich auf einem positiven Weg ist. Zumindest beim Feinstaub, denn bei den Stickoxiden ist das Unterschreiten der entscheidenden Grenzwerte stadtweit noch in weiter Ferne.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) sieht eine Chance, die Obergrenze 35 Tage im Jahr 2018 erstmals unterschreiten zu können. In den vergangenen Jahren waren die 35 Tage immer bereits zum Ende der Alarmsaison im April überschritten. Feinstaubalarme gibt es in der Landeshauptstadt seit 2016, aber immer nur im Winterhalbjahr, da im Sommer witterungsbedingt eigentlich keine Überschreitungen der EU-Grenzwerte zu erwarten sind. In der vergangenen Alarmperiode von Oktober 2017 bis Mitte April 2018 gab es 11 Feinstaubalarme, die dann insgesamt 56 Tage dauerten.

Als jüngstes Mittel gegen die Luftbelastung dreht seit Montag auch der Expressbus X1 seine regulären Runden: Die Hybrid-Busse im Gepardendesign sollen helfen, im Fünf-Minuten-Takt die Menschen vom mit Abstand einwohnerstärksten Stadtbezirk Bad Cannstatt über den Feinstaub-Hotspot Neckartor in die City und zurück zu befördern.

Den schnellsten und saubersten Bus der Landeshauptstadt kennen aber womöglich erst wenige: Bei den Jungfernfahrten gab es am Montagmorgen noch viele freie Plätze. Am Cannstatter Wilhelmsplatz stiegen durchschnittlich jeweils zwischen drei und zehn Passagiere ein. Es gab noch viele fragende Gesichter. Neun Minuten braucht der Bus laut Online-Auskunft bis zum citynahen Charlottenplatz. Die Stadtbahn-Linien, die der X1 entlasten soll, brauchen auf der Strecke mit Zwischenstopps ähnlich lange. Die S-Bahn ist nach sechs Minuten an der Haltestelle Stadtmitte. Doch beim Takt ist der X1 unschlagbar./sax/DP/mis