FRANKFURT (dpa-AFX) - US-Strafzölle auf Autoimporte aus der Europäischen Union würden unter den großen Herstellern BMW und Daimler laut Expertenmeinung am stärksten belasten. Diese Aussage begründete Analyst George Galliers von Goldman Sachs am Freitag in einer Studie mit den hohen Stückzahlen der betroffenen Fahrzeuge. So verschiffe Daimler pro Jahr rund 275 000 Autos aus Europa nach den USA oder umgekehrt. Bei BMW seien es geschätzte 250 000 Fahrzeuge. Auf Platz drei rangiere Fiat Chrysler mit etwa 160 000 Autos.

Wie hart Zölle die Hersteller tatsächlich träfen, hänge davon ab, ob und in welcher Höhe diese die Zölle an die Käufer weitergeben können. "Wir halten Preiserhöhungen von 5 bis 15 Prozent für möglich", sagte Galliers. Das liege vor allem an der Unverwechselbarkeit deutscher Premiumfahrzeuge.

Preiserhöhungen über das genannte Maß hinaus dürften allerdings schwierig werden. Zum Einen weil der US-Absatzmarkt als solcher schrumpfe; zum Anderen weil die aus Deutschland in die USA exportierten Fahrzeuge überwiegend Limousinen seien, die dort ohnehin Marktanteile an SUV verlören.

Sollten die USA tatsächlich Strafzölle auf Autoimporte aus der EU erheben, so dürften die Hersteller dies auch spüren, sagte Gallier und verwies auf die gegenwärtig niedrige Profitabilität von BMW und Mercedes. Um bis zu 20 Prozent könnten Strafzölle den operativen Gewinn der beiden Konzerne im kommenden Jahr schmälern. "Bei Fiat Chrysler sind die Auswirkungen weniger stark".

Noch rechnet die Investmentbank nicht damit, dass das Weiße Haus Strafzölle auf Autoimporte aus der EU und Japan erhebt. Das Risiko hierfür sei mit der Androhung höherer Strafzölle auf Importe aus China am Vorabend aber in jedem Fall gestiegen, warnte Chefökonom Jan Hatzius von Goldman Sachs. Bis zum Ablauf einer Frist Mitte November müsse sich Washington entscheiden - es dürfte eine knappe Entscheidung werden./bek/men/mis