MÜNCHEN (dpa-AFX) - Sinkende Aktienkurse, weniger Dividende und ungewisse Aussichten: Die Vorzeichen, unter denen die BMW-Aktionäre am Donnerstag (10.00) in der Münchner Olympiahalle zur Hauptversammlung zusammenkommen, könnten besser sein. Dass die Konkurrenz mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen hat, wird die Anteilseigner nur bedingt trösten.

Der Münchner Autobauer hatte im vergangenen Jahr zwar mehr Autos verkauft, aber der Gewinn vor Steuern sank von den 10,7 Milliarden Euro des Rekordjahrs 2017 auf 9,8 Milliarden Euro und soll im laufenden Jahr sogar unter 8,9 Milliarden Euro fallen. Die drohende Kartellstrafe der EU-Kommission wegen Technik-Gesprächen mit VW und Daimler ist nur ein Grund.

Um die schärferen EU-Klimavorschriften einzuhalten und hohe Strafen zu vermeiden, muss BMW enorme Summen in Elektroautos und die Umrüstung der Fabriken investieren. Dazu kommen Investitionen in selbstfahrende Autos und Mobilitätsdienste, um nicht in naher Zukunft als bloßer Zulieferer der finanzstarken IT-Konzerne dazustehen, sowie neue Zollhürden und die schwächere Nachfrage auf den Weltmärkten.

Immerhin dürfte jetzt der Tiefpunkt der Profitabilität bei BMW erreicht sein, schrieb der Analyst Daniel Schwarz von der Schweizer Großbank Credit Suisse in einer Studie vom vergangenen Donnerstag. Nächstes Jahr dürfte BMW die jüngste Modellpalette im Wettbewerb haben. Im Gegensatz zu Daimler und Audi haben die Münchner ihre Verkaufszahlen seit Januar gesteigert.

Die BMW-Aktie ist trotzdem stärker gesunken als die der Konkurrenz. Die hat zwei Lasten abgeworfen. Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) erklärte, VW habe bei den Kosten der Dieselkrise und der totalen Ausrichtung auf E-Mobilität Planungssicherheit geschaffen, und Daimler habe sein Sorgenkind Smart in ein Joint Venture mit dem chinesischen Geely-Konzern einbringen können. "Tatsächliche operative Nachteile zu Daimler oder VW sehe ich bei BMW nicht gegeben", sagte Bauer im Vorfeld der Hauptversammlung. "Und betrachtet man die Kursentwicklung langfristig, dann schneidet BMW deutlich besser ab als zum Beispiel Daimler."

Die Dividende für das abgelaufene Jahr bleibt mit 32 Prozent des Gewinns am unteren Ende des Zielkorridors. Das "reflektiert aus Sicht von Vorstand und Aufsichtsrat den geschäftlichen Erfolg sowie die Ertrags- und Finanzkraft der BMW Group", hält die Konzernspitze einem Aktionärsantrag auf eine höhere Ausschüttung entgegen.

Knapp die Hälfte der Aktien und Stimmrechte halten die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt. Ihre Amtszeit im Aufsichtsrat läuft am Donnerstag aus, beide stellen sich zur Wiederwahl. Zum letzten Mal nehmen der ehemalige bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler und der Unternehmer Franz Haniel als Aufsichtsräte an der Hauptversammlung teil, sie kandidieren nicht mehr.

Eine Entscheidung über den Vertrag des Vorstandschefs Harald Krüger muss dann der neue Aufsichtsrat treffen, der nach der Hauptversammlung erstmals tagt. Der Vertrag des 53-Jährigen läuft im Mai nächsten Jahres aus. Krüger gehört seit 2009 dem Vorstand an, seit vier Jahren steht er an der Spitze./rol/DP/stk