NECKARSULM (dpa-AFX) - Der IT-Dienstleister Bechtle hat sein Wachstum durch einen Zukauf im dritten Quartal deutlich beschleunigt. Der Umsatz stieg von Juli bis September um ein Fünftel auf 1,05 Milliarden Euro und knackte damit erstmals die Milliardenmarke, wie das MDax-Unternehmen am Mittwoch in Neckarsulm mitteilte. Der Geschäftsausblick enttäuschte die Anleger jedoch. An der Börse geriet die Aktie mit einem Abschlag von zuletzt rund 3 Prozent deutlich unter Druck.

Der Konzern bestätigte zwar seine im August angehobenen Prognosen. Gleichzeitig bezeichnete Vorstandsvorsitzender Thomas Olemotz die angestrebte Marge beim Gewinn vor Steuern als ambitioniert, aber erreichbar. "Es hängt entscheidend davon ab, wie sich das für Bechtle traditionell besonders wichtige Schlussquartal entwickelt", sagte er. Für 2018 peilt das Unternehmen eine leichte Steigerung der Marge an, nach 4,6 Prozent im vergangenen Jahr.

Laut Analyst Knut Woller von der Baader Bank hat Bechtle die Erwartungen an den Umsatz übertroffen. Unter dem Strich seien diese aber wegen einer weniger guten Margenentwicklung verfehlt worden. Angesichts der soliden Erfolgsbilanz des Managements sieht er aber die bestätigten Ziele für das Gesamtjahr als Zeichen der Stärke und Zuversicht an.

Im berichteten Quartal baute Bechtle sein Geschäft im Online-Handel mit der Übernahme des französischen IT-Anbieters Inmac Wstore stark aus. Der Zukauf, der im September abgeschlossen wurde, ist nach eigenen Angaben der größte in der Firmengeschichte. Die Franzosen erzielten 2017 einen Umsatz von rund 420 Millionen Euro. Im dritten Quartal steigerte Bechtle die Erlöse im Online-Handel um fast ein Drittel.

Auch im Hauptgeschäft mit IT-Lösungen konnte sich der Konzern deutlich steigern. Besonders gut liefen die Geschäfte in Österreich, aber auch in Deutschland habe das Wachstum auf hohem Niveau gelegen, teilte das Unternehmen mit. Insgesamt stieg der Umsatz im Segment IT-Systemhaus & Managed Services um fast 16 Prozent.

Mitte Oktober konnte sich der IT-Dienstleister einen wichtigen langfristigen Auftrag der EU-Kommission sichern. Der Vertrag laufe auf fünf Jahre mit zwei weiteren Jahren Gewährleistung, hieß es. Innerhalb der fünf Jahre können laut Bechtle Softwarelizenzen und begleitende Dienstleistungen für bis zu 52 Millionen Euro pro Jahr abgerufen werden.

Von Juli bis September legte das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um neun Prozent auf 46,5 Millionen Euro zu. Unter dem Strich blieben mit 32,5 Millionen Euro rund zehn Prozent mehr übrig als im Vorjahr.

Auf Grund des Anstiegs der Bechtle-Papiere habe der Vorstand beschlossen, einen im März 2017 getroffenen Grundsatzbeschluss zum Start eines Aktienrückkaufprogramms wieder aufzuheben. Anfang Oktober lagen die Bechtle-Papiere an der Börse noch bei Höchstständen von über 90 Euro, aktuell sind sie auf rund 73 Euro gesunken. Wer die Aktie vor drei Jahren gekauft hatte, kann immer noch eine Steigerung um knapp drei Viertel mitnehmen./elm/tav/fba