Die Schwäche der türkischen Lira oder des mexikanischen Peso habe den stark in Wachstumsmärkten engagierten Hersteller von Pritt und Persil so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr belastet, räumte Finanzchef Carsten Knobel am Donnerstag ein. Die Düsseldorfer verbuchten im zweiten Quartal einen deutlichen Rückgang des Nettogewinns und zeigten sich bei einer Ertragsprognose für 2018 weniger optimistisch als bislang. Analysten sprachen von gemischten Ergebnissen des zweiten Quartals, die Aktien fielen zeitweise um mehr als vier Prozent.

Henkel steuerte über Jahre auf Rekordkurs und setzte dabei mit Klebstoffen, Waschmitteln und Kosmetika auch stark auf Wachstumsregionen rund um die Welt. Doch in vielen Ländern dort sorgen politische und wirtschaftliche Unsicherheiten - wie etwa in der Türkei - für einen Verfall der Landeswährung. Das schlägt auch bei Henkel auf die Bilanzen durch. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss schrumpfte im zweiten Quartal etwa um 4,2 Prozent auf 598 Millionen Euro.

VORSICHTIGER AUSBLICK

Zudem kamen die Rheinländer beim Umsatz kaum voran - der lag bei 5,1 (Vorjahr: fünf) Milliarden Euro. Für Henkel negative Entwicklungen von Währungskursen minderten laut Finanzchef Knobel die Erlöse um 6,1 Prozent. Das entspreche rund 310 Millionen Euro. "Über zwei Drittel der Belastung kommt aus Wachstumsmärkten", sagte Knobel. Zudem kämpft das Unternehmen mit höheren Preisen etwa bei Materialien, die auf Basis von Öl hergestellt werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Prognose: Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie werde im laufenden Jahr voraussichtlich zwischen drei und sechs Prozent zulegen. Zuvor hatte der Konzern ein höheres Plus zwischen fünf und acht Prozent erwartet. Der organische Umsatz soll weiter zwischen zwei und vier Prozent steigen. Die bereinigte Umsatzrendite soll um rund 18 Prozent zulegen, Henkel hatte hier bislang mehr als 17,5 Prozent angekündigt. Dafür muss sich der Konzern im zweiten Halbjahr strecken - nach sechs Monaten lag die Kennzahl bei 17,7 Prozent.

Doch Konzernchef Hans Van Bylen zeigt sich überzeugt, dass Henkel dies schafft. Dazu sollen auch die Kunden einen Beitrag leisten. Bereits im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen die Preise angehoben. "Wir werden dies weiter angehen", kündigte er an. Zudem drückt er weiter auf die Kostenbremse. Auch am türkischen Markt - er zählt zu den zehn wichtigsten der Düsseldorfer - will der Firmenchef festhalten. Denn abseits des Verfalls der Landeswährung laufe das Geschäft in der Türkei sehr gut. Henkel sei langfristig orientiert und stelle auch seine Investitionspläne für das Land nicht auf den Prüfstand.

Der Hamburger Beiersdorf-Konzern, mit dem Henkel vor allem bei Kosmetika und Klebstoffen konkurriert, hatte zuletzt seine Umsatzprognose angehoben. Wie Henkel registriert aber auch Beiersdorf Gegenwind bei den Rohstoffkosten.