Der über Jahre erfolgsverwöhnte Konsumgüterkonzern Henkel stellt nach einem Gewinnrückgang 2019 keine durchgreifende Besserung in Aussicht.

"Die Entwicklung unseres Unternehmens entspricht nicht unseren Ambitionen", räumte der neue Henkel-Chef Carsten Knobel am Donnerstag ein. 2019 trat Henkel beim organischen Umsatz auf der Stelle, die Erträge schrumpften. Henkel kämpft vor allem in seinem Kosmetik- sowie seinem Klebstoffgeschäft mit Rückgängen. Die Aktionäre sollen für 2019 keine höhere Dividende erhalten. Für das laufende Jahr rechnen die Düsseldorfer weiter mit sinkenden Gewinnen.

"Wir sind insgesamt nicht zufrieden mit den Ergebnissen, die wir erreicht haben", bilanzierte Knobel. Er will nun einen "neuen strategischen Rahmen" abstecken. Er setzt dabei auf "Innovationen, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie zukunftsfähige Geschäftsprozesse". Details dazu wollte er am Vormittag vorstellen.

Die Aktionäre müssen sich zunächst mit stagnierenden Dividenden begnügen. Henkel schlägt für 2019 eine konstante Dividende je Vorzugsaktie von 1,85 Euro vor, die Dividende je Stammaktie liegt mit 1,83 ebenfalls auf dem Niveau des Vorjahres. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um 1,1 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro zu. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sank von um 7,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Henkel hatte die Anleger bereits Ende Dezember auf einen Gewinnrückgang für 2020 eingestimmt. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie (EPS) werde bei konstanten Wechselkursen um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentwert zurückgehen, bekräftigte Henkel nun. Die bereinigte Umsatzrendite (Ebit-Marge) für 2020 werde voraussichtlich bei rund 15 Prozent liegen nach 16 Prozent 2019. Auch beim Umsatz macht Henkel den Anlegern wenig Hoffnung: Das organische Umsatzwachstum werde in einer Bandbreite von null bis zwei Prozent liegen. Konkurrent Beiersdorf geht dabei optimistischer ins Jahr: Für 2020 peilt der Dax-Konzern erneut ein organisches Umsatzplus in einer Spanne zwischen drei und fünf Prozent an.

Bei den über Jahren erfolgsverwöhnten Düsseldorfern läuft es seit längerer Zeit nicht mehr rund. Der damalige Henkel-Chef Hans Van Bylen hatte im Oktober seinen vorzeitigen Abschied erklärt, Nachfolger wurde zum Jahreswechsel Finanzvorstand Knobel. Henkel kämpft unter anderem mit den Folgen des Abschwungs bei wichtigen Kunden seiner Klebstoffsparte wie der Automobilindustrie.

Auf Knobel kommt nun viel Arbeit zu. Das Klebstoff-Geschäft, die größte Sparte des Konzerns, werde auch 2020 "voraussichtlich von der Unsicherheit bei der industriellen Nachfrage geprägt sein", hatte Henkel bereits im Dezember erklärt. Nun kommen noch Belastungen durch die Ausbreitung des Coronavirus hinzu. Henkel wird zudem auch als Interessent für bekannte Kosmetikmarken des US-Konzerns Coty gehandelt, darunter die Shampoo-Marke Wella. Hier muss Knobel bald entscheiden.