DÜSSELDORF/MANNHEIM (dpa-AFX) - Das Kapitel um Korruptionsfälle beim Industriedienstleister Bilfinger soll nach dem Willen von Aktionären rasch geschlossen werden. Der Aufsichtsrat des Mannheimer Unternehmens müsse endlich von Ex-Vorständen den Millionen-Schadensersatz für deren laxes Vorgehen gegen Korruption ausgezahlt bekommen. "Wir erwarten, dass der Aufsichtsrat bis zur Hauptversammlung im Frühjahr endlich reinen Tisch gemacht hat", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW/Düsseldorf), Marc Tüngler, anlässlich der Jahres-Pressekonferenz des Mannheimer Unternehmens. Allerdings müsse die Zahlung angemessen sein: "Wir dulden weiterhin keinen Mickey-Mouse-Vergleich."

Bilfinger fordert wegen Versäumnissen im Kampf gegen Korruption von zwölf ehemaligen Vorstandsmitgliedern Schadenersatz. Darunter ist Hessens Ex-Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Tüngler spricht von mehr als 100 Millionen Euro, wobei jeder Manager individuell, begleitet von einer Haftpflichtversicherung für Führungskräfte, mit dem Aufsichtsrat am Verhandlungstisch sitze.

Zwar war ein Antrag der DSW auf eine Sonderprüfung, bei der ein Rechtsanwalt untersuchen sollte, welcher Schaden durch das zögerliche Vorgehen des Aufsichtsrates entstanden ist, bei der Hauptversammlung im Mai 2019 gescheitert. "Der Druck bleibt aber weiter erhalten", sagte Tüngler. Die DSW behalte sich eine gerichtliche Bestellung eines Sonderprüfers zur Untersuchung der Pflichttreue des Kontrollgremiums unter Eckard Cordes beim Landgericht Mannheim vor.

Im Jahr 2019 kletterten die Erlöse des Unternehmens im Jahresvergleich um vier Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. In den kommenden Jahren will Bilfinger kräftig wachsen. Bis zum Jahr 2024 soll der Konzernumsatz auf mehr als fünf Milliarden Euro steigen. Das Konzernergebnis lag erstmals seit 2016 mit 24 Millionen Euro 2019 wieder im positiven Bereich. Derzeit beschäftigt der Konzern 34 000 Menschen. Um profitabler zu werden, sollen 200 Stellen abgebaut und die jährlichen Vertriebs- und Verwaltungskosten auf unter 300 Millionen gesenkt werden. Dazu beitragen soll auch die Verkleinerung des Vorstands von vier auf drei Mitglieder./jug/DP/mne/fba