MANNHEIM (dpa-AFX) - Der kriselnde Industriedienstleister Bilfinger hat im zweiten Jahresviertel dank einer anziehenden Nachfrage aus der Chemie- sowie Öl- und Gasindustrie wieder einen Gewinn ausgewiesen. Unter dem Strich betrug er zwölf Millionen Euro, wie der SDax-Konzern am Dienstag in Mannheim mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte dort noch ein Verlust von 7 Millionen Euro gestanden.

"Wir konnten unsere operative Schlagkraft weiter verbessern", sagte Unternehmenschef Tom Blades. Die Phase der Stabilisierung sei nun abgeschlossen. Der steigende Auftragseingang zeige, dass Bilfinger mit seiner strategischen Ausrichtung die richtigen Weichen gestellt habe, um profitables Wachstum zu erzeugen.

Der Auftragseingang stieg von April bis Juni im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um sechs Prozent auf knapp 1,1 Milliarde Euro. Aus eigener Kraft legten die Erlöse sogar um zehn Prozent zu. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebita) betrug 12 Millionen Euro, nach einem Minus von 43 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Allerdings hatten im Vorjahr Risikovorsorgen für Altprojekte in den USA das Ergebnis deutlich belastet.

Die Aktie legte im frühen Nachmittagshandel um 0,62 Prozent zu. Der Industriedienstleister habe das Umsatzwachstum beschleunigt und so die Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst Craig Abbott vom Analysehaus Kepler Cheuvreux. Auftragslage und operatives Ergebnis seien erwartungsgemäß ausgefallen.

Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte Bilfinger. Für 2018 erwarten die Mannheimer weiterhin beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebita) eine deutliche Steigerung auf einen mittleren bis höheren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Zudem will Bilfinger den Auftragseingang aus eigener Kraft um einen mittleren einstelligen Prozentsatz steigern. Der Umsatz soll im Vergleich zu 2017 (4,04 Mrd Euro) organisch stabil bleiben bis leicht zulegen.

Zuversichtlich stimmt Blades vor allem die steigende Nachfrage aus der Chemie, Petrochemie, Öl- und Gasindustrie sowie Pharmabranche. "Kunden sprechen wieder von neuen Raffinerien, das hat es schon seit Jahren nicht gegeben", sagte Blades im Blick auf die Chemieindustrie. Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche investierten wieder vor allem in Schiefergas in den USA. Und das Geschäft mit der Pharmaindustrie werde auch in den kommenden Jahren wachsen.

Gute Chancen rechnet sich das Unternehmen zudem weiterhin im Nahen Osten aus. "Für mich bleibt der Nahe Osten ein Wachstumsmarkt", sagte der Bilfinger-Chef. So ist Bilfinger mit rund 3500 Mitarbeitern unter anderem in Saudi Arabien, Katar, Kuwait, Oman und in Ägypten engagiert. Im Iran wickele Bilfinger die letzten Aufträge ab. Dass Geschäfte in der Region nur mit Schmiergeldern möglich seien, sieht Blades anders. "Ich habe sehr viel Erfahrung im Nahen Osten, und meine Geschäfte waren immer sauber", sagte er.

Bilfinger steht unter anderem wegen eines Korruptionsfalls seiner ehemaligen Tochter Julius Berger in Nigeria bis Ende 2018 unter Beobachtung des US-Justizministeriums. Einen neuen Verdacht von Korruption wies Blades entschieden zurück. "Wir haben keine Korruption im Unternehmen gehabt, seitdem ich an Bord bin, und das wird auch so bleiben", sagte der seit zwei Jahre amtierende Bilfinger-Chef.

Im Juni hatte das Magazin "Der Spiegel" berichtet, es gebe noch Dutzende bisher unbekannte Verdachtsfälle, die auch bis in die Zeit Blades reichten. Der ehemalige Linde-Manager erklärte hingegen, es handele sich hierbei um Altfälle, die das Unternehmen selbst aufgeklärt habe und ihren Ursprung weit vor seiner Zeit hätten.

"Ich verbringe sehr viel Zeit mit Compliance selbst in meinem Urlaub", erläutere er. In September werde er zum neunten Mal beim US-Justizministerium sein. Blades sagte weiter, er rechne mit einem Abschluss der Überprüfung im Dezember und sei optimistisch, was den Ausgang des Verfahrens angehe. Insgesamt hat Bilfinger Baldes zufolge das neue Compliance-System und die Strafe aus dem Jahr 2013 über 100 Millionen Euro gekostet.

Zwölf ehemalige Vorstände, zu denen auch der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch zählt, sollen eine dreistellige Millionen-Summe für den Schaden zahlen, der dem Unternehmen durch zu laxen Umgang mit Korruption entstanden ist. Koch, der das Unternehmen von 2011 bis 2014 leitete, hatte die Vorwürfe als substanzlos zurückgewiesen./mne/nas/jha/