Die Kleinanzeigen-Sparte des US-Branchenriesen Ebay, zu der das größte deutsche Auto-Portal gehört, sei "ein konkretes Beispiel, was wir uns vorstellen könnten", sagte der neue Scout24-Vorstandschef Tobias Hartmann am Montag. "Wir schauen uns das an." Nur die größten Anbieter hätten auf dem Markt für Online-Anzeigen künftig eine Chance. An der womöglich bald zum Verkauf stehenden Ebay-Sparte interessiert Scout24 vor allem mobile.de, die Nummer eins in Deutschland für Gebrauchtwagen-Anzeigen vor der Scout-Tochter Autoscout24.

Ebay hatte auf Druck von aktivistischen Investoren hin angekündigt, seine Struktur zu überprüfen. Dabei könnte unter anderem die Ebay Classifieds Group (ECG) oder Teile davon auf den Markt kommen. Auch der Medienkonzern Springer hat einem Medienbericht zufolge ein Auge auf die Ebay-Kleinanzeigen geworfen.

Die US-Investoren Hellman & Friedman und Blackstone, denen Scout24 schon vor dem Börsengang gehört hatte, wollen bei dem Münchner Unternehmen wieder einsteigen und haben ein 5,7 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot angekündigt. Scout24-Finanzvorstand Christian Gisy erwartet die offizielle Offerte in den nächsten Tagen. Hartmann verspricht sich von den Investoren Unterstützung bei den nächsten Wachstumsschritten in Deutschland und Europa. "Ich gehe davon aus, dass sich der Markt konsolidieren wird." Auf die Nummer eins oder zwei konzentriere sich immer mehr Geschäft. Immobilienscout24 ist in Deutschland der größe Anbieter auf dem Wohnungsanzeigenmarkt.

"MAN MUSS DIE DINGE NEU DENKEN"

Ob Scout24 mobile.de überhaupt übernehmen dürfte, komme auf das Kartellamt an, sagte Gisy. Der deutsche Autoanzeigen-Markt habe sich unter anderem mit dem Eintritt von Heycar, Carwow und Auto1 (wirkaufendeinauto.de) stark verändert. "Die Frage ist, wie das Kartellamt den Markt definiert. Man muss die Dinge neu denken."

Die möglichen künftigen Eigentümer von Scout24 sollen auch bei der Dividende für 2018 das letzte Wort haben. Der Vorstand hat zwar 64 (2017: 56) Cent je Aktie in Aussicht gestellt, will aber die Hauptversammlung erst nach der Klärung der zukünftigen Eigentumsverhältnisse darüber entscheiden lassen. Die Dividende müsse dann "neu bewertet werden", sagte Finanzvorstand Gisy. Die Hauptversammlung muss spätestens Ende August stattfinden.

Im laufenden Jahr soll vor allem der Ratenkredit-Vermittler Finanzcheck das Wachstum von Scout24 treiben. Der Umsatz soll um 15 bis 17 (2018: 12,5) Prozent auf bis zu 622 (531) Millionen Euro wachsen. Die Verluste von Finanzcheck drücken allerdings die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) geringfügig auf 52 bis 54 (54,8) Prozent. "Es gibt nicht viele Geschäftsmodelle auf diesem Planeten, die so profitabel sind", sagte Gisy.