NEW YORK (dpa-AFX) - Der Run auf Tesla-Aktien kennt derzeit kein Halten. Am Montag schnellten sie in der Spitze um mehr als 20 Prozent auf gut 786 US-Dollar nach oben. Damit war der Hersteller von Elektrofahrzeugen mehr als 140 Milliarden US-Dollar wert - mehr als Volkswagen und BMW zusammen. Zuletzt lagen Tesla noch mit gut 13 Prozent auf rund 737 Dollar im Plus.

Analyst Bill Selesky vom Analysehaus Argus Research hat am Montag das Kursziel von 556 auf 808 Dollar weit nach oben geschraubt. Er ist damit der größte Optimist unter den zahlreichen Experten, die die Aktien bewerten. Selesky begründet seinen Optimismus mit zu erwartenden Umsätzen der Fahrzeugmodelle S und X sowie mit einer starken Nachfrage nach dem Model 3, das im vierten Quartal mehr als 80 Prozent zum Gesamtumsatz beitrug.

Der Tesla-Kurs erreichte am Montag bereits den dritten Börsentag in Folge ein Rekordhoch. Börsianer vermuten aber auch, dass Anleger, die auf einen fallenden Tesla-Kurs gesetzt hatten, diese Positionen angesichts der fortgesetzten Rally nun schließen müssen. Anleger könnten demnach in der ausgeprägten Schwächephase des vergangenen Jahres in großem Stil Aktien leer verkauft und damit auf einen weiter fallenden Kurs spekuliert haben.

Vom Dezember 2018 bis Mitte 2019 hatte sich der Tesla-Kurs mehr als halbiert. Viele Analysten hatten in dieser Phase kein gutes Haar an dem Unternehmen gelassen. Immer wieder hatte Tesla Fertigungsziele verfehlt und dabei viel Geld verbrannt. Als es nach überraschend starken Quartalszahlen im Oktober mit dem Kurs plötzlich wieder nach oben ging, dürften viele Spekulanten ihre leer verkauften Positionen wieder eingedeckt haben, um nicht bei noch höheren Kursen zugreifen zu müssen. Das habe dem Kurs dann wohl zusätzlichen Anschub verliehen, argumentierten Händler.

Mit sogenannten Leerverkäufen können Spekulanten auf fallende Kurse setzen, indem sie sich Aktien leihen und dann verkaufen. Dem Eigentümer müssen sie die Aktien bis zu einem festgelegten Zeitpunkt aber zurückgeben und dafür am Markt zurückkaufen - ist der Kurs dann niedriger als beim Verkauf, machen die Shortseller einen Gewinn.

Erst vor zwei Wochen hatte Analyst Pierre Ferragu vom Analysehaus New Street Research mit Blick auf die kommenden Jahre einen Tesla-Kurs von bis zu 1700 Dollar für möglich gehalten - das allerdings nur im besten aller denkbaren Szenarien für den Autobauer.

Skeptischer ist NordLB-Analyst Frank Schwope. "Wenngleich Tesla den Turnaround geschafft haben könnte, sucht doch die Bewertung des Unternehmens ihresgleichen", schrieb er vergangene Woche bereits. Die "exorbitante" Entwicklung des Aktienkurses der Tesla-Aktie in den vergangenen Wochen halte er für übertrieben. Schwope empfahl daher, das Papier zu verkaufen und nannte ein erhöhtes Kursziel von 320 Dollar./bek/men/zb