Der Vorstand habe die 52-Jährige einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt, teilte der Verband der Automobilindustrie am Freitag in Berlin mit. Sie folgt auf den früheren Ford-Manager Bernhard Mattes (63), der sein Amt wie angekündigt zum Jahresende aufgibt. Müller tritt den Posten Anfang Februar an.

Die Personalie stand bereits seit einigen Tagen fest. Zuletzt wurden Branchenkreisen zufolge nur noch einige Details geklärt. Die langjährige CDU-Politikerin gehörte von 2002 bis 2008 dem Bundestag an und war seit 2005 Staatsministerin im Kanzleramt. Sie galt als enge Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Von 2008 bis 2016 war sie Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), danach wechselt sie zum Energieversorger Innogy SE. "Wir freuen uns, mit Hildegard Müller eine erfahrene Managerin als VDA-Präsidentin gewonnen zu haben", erklärte Daimler-Chef Ola Källenius, der Vizepräsident des VDA ist.

Müller gilt sowohl in der Industrie als auch in der Politik als gut verdrahtet. Von ihr erhoffen sich die Autobauer und ihre Zulieferer, das durch die Dieselmanipulationen verlorene Vertrauen der Politik zurückzugewinnen. Sie übernimmt den VDA-Chefsessel in einer Zeit, in der die Branche mitten im Umbruch steckt und beim Wechsel in die Elektromobilität auf staatliche Unterstützung setzt. Müller erklärte, die Automobilindustrie sei "das Rückgrat der deutschen Wirtschaft". Angesichts von Digitalisierung, Veränderungen im Mobilitätsverhalten und insbesondere der großen Herausforderungen beim Klimaschutz werde die Branche vor gewaltigen Veränderungen stehen. Erst einmal gab es in der Geschichte des VDA eine Präsidentin: Die Juristin und Verkehrspolitikerin Erika Emmerich amtierte von 1989 bis 1996.

Der bisherige oberste Autolobbyist Bernhard Mattes hatte im September überraschend seinen Rücktritt nach kaum zwei Jahren als VDA-Präsident angekündigt. Der langjährige Chef der Kölner Ford-Werke war vielen Autobossen "nicht politisch genug" gewesen. Zwischen ihm und den Chefs der großen Konzerne war es immer wieder zu Unstimmigkeiten gekommen. Dabei ging es offenbar um die Außendarstellung der Branche nach dem Dieselskandal und vor dem Umstieg auf die Elektromobilität.