PEKING/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die nach wie vor hohe Nachfrage nach Stadtgeländewagen (SUV) hat den Autoherstellern Volkswagen und BMW im vergangenen Jahr in China in die Karten gespielt. Obwohl sich der chinesische Automarkt bereits seit Mitte 2018 im Sinkflug befindet und die einstmals so kauffreudigen Kunden sich dort betont zurückhalten, konnten sowohl der weltgrößte Autobauer aus Wolfsburg als auch der Münchener Premiumhersteller am Freitag positive Zahlen aus dem Reich der Mitte vermelden.

Entgegen des rückläufigen Markttrends legten beide Dax-Konzerne beim Absatz zu. Während von der Marke VW inklusive der neuen Billigmarke Jetta 2019 insgesamt 3,16 Millionen Fahrzeuge und damit 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr ausgeliefert wurden, steigerte BMW den Absatz im weltgrößten Automarkt sogar um 13,1 Prozent und verkaufte von seiner Stammmarke und der Kleinwagenserie Mini 723 680 Autos. Es sei das beste Absatzergebnis seit dem Markteintritt in China 1994, hieß es dort.

Volkswagen profitierte davon, dass vor allem die SUV-Auslieferungen deutlich um 81,6 Prozent auf 812 500 Fahrzeuge anzogen. Der Anteil der verkauften Stadtgeländewagen machte 2019 demnach 26 Prozent des Gesamtabsatzes der Marke VW aus. Die Wolfsburger hatten unter anderem Modelle wie den T-Cross und den Teramont X in den Markt eingeführt und die Touareg-Auslieferungen verdoppelt. Die Nachfrage nach Mittelklassewagen sei ebenfalls weiter stark gewesen, hieß es.

Unterdessen erwiesen sich die SUV-Fahrzeuge auch bei BMW einmal mehr als Absatztreiber. Das bayerische Traditionsunternehmen verzeichnete in diesem Segment im Gesamtjahr einen Anstieg von mehr als 50 Prozent. Unter den Fahrzeugen der X-Familie war der neu vor Ort in China produzierte X3 mit 120 000 ausgelieferten Fahrzeugen besonders gefragt. BMW fertigt mehrere SUV-Modelle mittlerweile auch am chinesischen Standort Shenyang und nicht mehr nur im US-Werk in Spartanburg (South Carolina), um die wachsende Nachfrage in beiden Ländern besser bedienen zu können. Von der größeren X5-Serie wurden mehr als 173 000 Autos ausgeliefert.

Beide Konzerne zeigten sich erfreut über den Jahresverlauf im wichtigsten Einzelmarkt für die deutschen Autobauer. BMW habe in China den Spitzenplatz der Premiumhersteller vor Mercedes und Audi erobert, China-Chef Jochen Goller sprach von einem "hochwertigen Wachstum". Volkswagen sieht sich derweil weiterhin als Spitzenreiter im chinesischen Markt. Stephan Wöllenstein, Chef der Marke VW in China, kündigte die Einführung von sechs neuen Modellen in diesem Jahr an.

Andere deutsche Autobauer hatten in dieser Woche ebenfalls schon ihre China-Verkäufe mitgeteilt. Daimlers Stammmarke Mercedes-Benz hat in China im vergangenen Jahr 693 443 Autos verkauft und damit 6,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die VW-Tochter Audi kam auf 690 083 Fahrzeuge - eine Steigerung von 4,1 Prozent.

Wie der Branchenverband PCA (Passenger Car Association) in dieser Woche berichtete, war der Automarkt in China im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent geschrumpft. Es war bereits das zweite Jahr in Folge, nachdem zuvor mehr als zwei Jahrzehnte hintereinander nur Zuwächse verbucht worden waren. Die Autoindustrie leidet in China erheblich unter den Auswirkungen der Handelsstreitigkeiten und Zölle zwischen den USA und China. Hinzu kommen die langsamer wachsende chinesische Wirtschaft und viele Fahrbeschränkungen in Metropolen. Maßnahmen der Regierung, um die Verkäufe wieder anzukurbeln, haben bislang wenig gefruchtet.

Global agierende Konzerne und Schwergewichte wie VW und BMW sind mit dem Abschwung am chinesischen Markt bislang besser klargekommen als kleinere Hersteller. Auch deshalb, da die Nachfrage nach Hybriden und teuren Fahrzeugen anhält. Die großen Konzerne investieren auch weiterhin in China, nachdem sie in den vergangenen Jahrzehnten Milliarden ausgegeben hatten, um neue Fabriken im Reich der Mitte aufzubauen./eas/men/jha