"Wir sind überzeugt, dass die Banken die richtigen strategischen Entscheidungen treffen werden", sagte Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (SPD) am Dienstag auf einer Konferenz in Frankfurt. "Die Bundesregierung wird den Rahmen festlegen, aber keine Vorschriften machen für strategische Entscheidungen im Bankensektor."

Kukies - früher Deutschlandchef der US-Investmentbank Goldman Sachs - und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) galten als treibende Kraft hinter den Ende April abgebrochenen Fusionsgesprächen von Deutscher Bank und Commerzbank. Der Bund ist mit gut 15 Prozent größter Anteilseigner der Commerzbank. Kukies bekräftigte: Deutschland brauche große Banken, die in der Lage seien, deutsche Unternehmen global zu unterstützen, "Aber wir haben niemals Vorschriften gemacht, wer mit wem zusammengehen sollte."

BANKEN MACHEN HAUSAUFGABEN

Der deutsche Bankensektor sei dabei seine Hausaufgaben zu machen. Dies geschehe - mancherorts mit Abstrichen - auch in anderen Ländern Europas. Insgesamt seien der Kontinent und seine Banken rund zehn Jahre nach der Finanzkrise gut für mögliche künftige Probleme gerüstet. "Europa ist in der Lage zu reagieren wenn die nächste Krise kommt." Die in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritte, um Banken und andere Finanzmarktakteure für den Fall eines Sturms wetterfester zu machen, seien "größer als das allgemein gesehen wird. Wir haben große Fortschritte gemacht, aber es muss auch noch sehr viel getan werden."

Deutsche-Bank-Vorstand Frank Strauss, der für das Privatkundengeschäft des größten deutschen Finanzkonzerns verantwortlich ist, zeigte sich auf der selben Konferenz in der Mainmetropole überzeugt davon, dass Großfusionen von Banken in Europa eines Tages möglich sein werden. "Es wird die Zeit dafür kommen." Bislang gelinge dies nicht, weil die Regelungen in den einzelnen EU-Ländern viel zu unterschiedlich seien. Der Chef der deutschen Niederlassung der französischen Großbank BNP Paribas, Lutz Diederichs, pflichtete ihm bei: "Oft ist es leichter eine Bank in Thailand zu übernehmen, als eine in Europa."

Deutschland hat nicht nur den größten, sondern den auch am stärksten zersplitterten Bankenmarkt in Europa. Zusammenschlüsse werden zusätzlich durch die Aufteilung in drei Säulen - Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen - erschwert. Dennoch gab es in der Vergangenheit immer wieder Großfusionen- und Übernahmen, etwa die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank oder der Postbank durch die Deutsche Bank. Auch die anderen Säulen verschlanken sich seit vielen Jahren. "Man darf nicht vergessen, früher gab es einmal 10.000 Volks- und Raiffeisenbanken, heute sind es noch 972. Und dieser Trend wird weitergehen", sagte Cornelius Riese, Co-Chef der DZ Bank, des Spitzeninstituts des genossenschaftlichen Bankensektors.