HANNOVER (dpa-AFX) - Luftfahrt-Analyst Wolfgang Donie von der Landesbank NordLB rät Boeing-Aktionären nach den zwei Abstürzen und weitreichenden Flugverboten für den Mittelstreckenjet 737 Max zum Verkauf der Aktien. Auch wenn die Ursachen der Unglücke noch nicht abschließend geklärt seien, "ist die aktuelle Situation zumindest für das Image von Boeing ein Supergau", schrieb der Experte in einer Studie vom Mittwoch. Nach seiner Ansicht wird sich die Auslieferung von Flugzeugen der 737-Max-Reihe nun auf jeden Fall verzögern - schon weil eine Überführung neuer Maschinen etwa nach Europa wegen der Flugverbote gar nicht möglich sei.

"Sollte Boeing eine (Mit-)Schuld nachgewiesen werden, werden zudem hohe Entschädigungs- und Schadenersatzforderungen auf das Unternehmen zukommen", schätzt Donie. Zudem geht er davon aus, dass die eine oder andere Airline bestehende Flugzeugbestellungen revidiert oder neue gar nicht erst tätigt und stattdessen zum europäischen Hersteller Airbus wechselt.

Denn auch wenn Boeing das Problem mit dem Flieger recht einfach lösen könne, täten sich auch Passagiere schwer, aktuell in eine solche Maschine zu steigen. Die bevorstehenden Belastungen für Boeing seien daher im Moment "nicht seriös abschätzbar".

Der Boeing-Aktie sagt Donie einen fortgesetzten Sinkflug voraus und senkte sein Kursziel für die Aktie am Mittwoch um fast ein Drittel auf 300 US-Dollar. Nach dem Kursrutsch der vergangenen Tage wurden die Papiere zuletzt noch um die 375 Dollar gehandelt. Vor den jüngsten Ereignissen hatte die NordLB den Kurs noch auf dem Weg zu 440 Dollar gesehen./stw/ajx/jha/