LONDON (dpa-AFX) - Der Öl- und Gaskonzern BP hat im zweiten Quartal mit einem unerwartete hohen Ergebnis für Überraschung gesorgt. Der bereinigte Gewinn blieb mit 2,8 Milliarden US-Dollar (2,5 Milliarden Euro) stabil im Vergleich zum Vorjahresquartal, wie BP am Dienstag in London mitteilte. Experten hatten hingegen im Schnitt mit einem Rückgang gerechnet. Anleger an der Börse reagierten erfreut über die unverhofft guten Zahlen. Der Kurs der BP-Aktie legte am Dienstagvormittag in der Spitze um bis zu 3,7 Prozent zu.

Das robuste operative Geschäft wurde BP zufolge durch niedrige Ölpreise gedämpft. Im ersten Quartal dieses Geschäftsjahres hatte das Unternehmen wegen schwacher Ölpreise noch Abstriche hinnehmen müssen.

Die Öl- und Gasproduktion zog um vier Prozent und somit stärker als erwartet an. In diesem Quartal begann BP die Gasförderung aus dem Gasfeld Culzean in der Nordsee vor Großbritannien. Damit seien nun alle vier großen Förderprojekte im ersten Halbjahr gestartet, hieß es. Neben dem Nordsee-Projekt nahmen neue Förderplattformen in Trinidad, Ägypten und im Golf von Mexiko (USA) ihre Produktion auf. Außerdem entschied sich der Konzern für neue Förderprojekte in Indien und dem Golf von Mexiko sowie weitere Investitionen in Angola. Das Gasprojekt Raven in Ägypten soll zudem im zweiten Halbjahr 2019 starten, wie Finanzchef Brian Gilvary am Dienstag sagte.

Marktbeobachter reagierten durchweg optimistisch auf die Ergebnisse. Analyst Michele della Vigna von der US-Investmentbank Goldman Sachs sprach von einem starken Zahlenwerk. Der bereinigte Nettogewinn habe die Konsensschätzung um satte 14 Prozent übertroffen. Biraj Borkhataria vom Analysehaus RBC schätzt, dass sich die mittelfristigen Aussichten im Zeitverlauf für die Anleger durch Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufen positiv auswirken dürften. Den positiven Kommentaren schloss sich auch Analyst Christyan Malek von der US-Bank JPMorgan an. Im Anlegerfokus dürften auch weiterhin die geplanten Anteilsverkäufe sowie die Liquiditätsentwicklung stehen, so Malek. Finanzchef Gilvary kündigte den Rückkauf von rund 1,8 Milliarden Dollar in Aktien für 2019 an.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern übertraf mit 5,16 Milliarden Dollar ebenfalls die Erwartungen von Analysten. Für die Bewältigung der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko aus dem Jahr 2010 fielen 1,4 Milliarden Dollar nach Steuern an.

Gilvary äußerte sich aber zuversichtlich, die Verschuldung nun im Laufe des kommenden Jahres zu senken, nach den finalen Zahlungen für das vom Bergbaukonzern BHP Billiton gekaufte US-Schieferölgeschäft und den Kosten wegen der Ölkatastrophe von 2010. Dabei sollen auch Verkäufe helfen. Zunächst stieg die Nettoverschuldung im zweiten Quartal jedoch auf 46,5 Milliarden Dollar und lag damit rund ein Drittel höher als Ende Juni 2018.

Für das dritte Quartal geht der Öl- und Gaskonzern von einer geringeren Förderung (Upstream) als im zweiten Quartal aus. Grund dafür seien saisonale Instandsetzungsarbeiten in der Nordsee, Angola und dem Golf von Mexiko der USA sowie die Auswirkung des Wirbelsturms Barry auf Aktivitäten im Golf von Mexiko.

Im Bezug auf den Konflikt zwischen den USA, Großbritannien und dem Iran um festgesetzte Öltanker in der Straße von Hormus sei BP "sehr vorsichtig", sagte Konzernchef Bob Dudley in einem Interview mit dem Sender Bloomberg TV. Der Ölkonzern beschränke seine Aktivitäten an der wichtigen Handelsroute. Es sei aber noch zu früh um einzuschätzen, wie sich die Spannungen auf die Kosten auswirkten. Zum Schutz von Handelsschiffen in der Straße von Hormus ist eine europäische Militärmission im Gespräch. Der neue britische Premierminister Boris Johnson befürwortet zudem eine Beteiligung der US-Amerikaner.

Die Dividende für das zweite Quartal in Höhe von 10,25 US-Cent soll den Aktionären am 20. September ausgezahlt werden./elm/knd/mis