WIEN (dpa-AFX) - Die 15 Mitglieder des Ölkartells Opec haben in langen Beratungen in Wien um mögliche Produktionskürzungen gerungen. Am frühen Donnerstagabend war noch nicht absehbar, ob sich die Staaten auf eine Lösung einigen. Vor den Verhandlungen hatten Teilnehmer der Konferenz verschiedenste Ziele ausgegeben. So sprach etwa der Energieminister Saudi-Arabiens, Khalid Al-Falih, davon, dass Kürzungen in einer weiten Spanne von 500 000 bis 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag möglich seien.

Die Opec war zuletzt unter Druck geraten, weil der Ölpreis zwischen Anfang Oktober und Anfang Dezember um fast 30 Prozent abgestürzt ist. Al-Falih sagte, dass die Opec das Ziel habe, Angebot und Nachfrage wieder in eine Balance zu bringen.

Der Markt gehe von einer Kürzung von 1 bis 1,5 Millionen Barrel aus, meinte der Analyst des Forschungsinstituts JBC, Alexander Pögl. "Der Preis wird sich nur bei einer starken Entscheidung bewegen", meinte der Experte. Auch Analyst Jan Edelmann von der HSH Nordbank erwartete eine Kürzung von insgesamt mindestens rund 1,3 Millionen Barrel. Dieser Schritt liege angesichts der Anzeichen einer Eintrübung der Weltwirtschaft nahe.

Die 15 Opec-Staaten produzierten im Oktober nach eigenen Angaben gemeinsam fast 33 Millionen Barrel Öl am Tag. Der Bedarf liegt laut der Internationalen Energieagentur für 2019 aber nur bei 31,3 Millionen Barrel Opec-Öl täglich. Die Ölpreise gaben am Donnerstag vor dem Opec-Treffen leicht nach. Am Morgen kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 61,15 US-Dollar. Das waren 41 Cent weniger als am Mittwoch. Die Beratungen sollen am Freitag bei einem Treffen mit wichtigen Nicht-Opec-Ländern wie Russland fortgesetzt werden.

Auch in Washington wird die Entscheidung der Opec mit Spannung erwartet. US-Präsident Donald Trump hatte sich am Mittwochabend via Twitter bereits gegen mögliche Produktionskürzungen ausgesprochen. "Die Welt will keine höheren Ölpreise sehen und braucht sie auch nicht!", twitterte er.

Der US-Präsident hatte die Opec in den vergangenen Wochen mehrfach aufgefordert, für einen niedrigeren Ölpreis zu sorgen. Zuletzt kam ihm entgegen, dass einige der "Opec+"-Staaten ihre Produktion hochgefahren hatten, um die von Trump angekündigten Sanktionen gegen den Iran auszugleichen. Letztlich fielen die Sanktionen aber nicht so streng aus. Für die wichtigsten Abnehmer von iranischem Öl gibt es großzügige Ausnahmen. Da auch Russland und Saudi-Arabien derzeit relativ viel Öl aus dem Boden pumpen und die USA viel Schieferöl produzieren, ging der Ölpreis in die Knie./nif/DP/jkr