NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Die Ölpreise sind am Dienstag vor der mit Spannung erwarteten Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zum Atomabkommen mit dem Iran gefallen. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Preise in den vergangenen Tagen kräftig gestiegen waren. Am Montag hatten wichtige Rohölsorten einen dreieinhalbjährigen Höchststand erreicht.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am Dienstagmittag 75,43 US-Dollar. Das waren 74 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni fiel um 89 Cent auf 69,84 Dollar.

Am Rohölmarkt blicken die Investoren am Dienstag fast ausschließlich in Richtung USA. US-Präsident Trump hat angekündigt, gegen 20.00 Uhr seine Entscheidung über das Atomabkommen mit dem Iran bekanntzugeben. Wie sein Entschluss ausfällt, ist offen. Einige Fachleute vermuten, Trump werde aus dem Abkommen aussteigen. Andere gehen eher nicht davon aus.

Eine Aufkündigung könnte weitreichende Folgen für den Ölmarkt haben. Schon jetzt gilt das Angebot als knapp. Das liegt zum einen an einer seit Anfang 2017 geltenden Fördergrenze der Opec. Zum anderen ist die Förderung in dem ölreichen Krisenstaat Venezuela eingebrochen. Hinzu kommt eine solide wachsende Weltwirtschaft, die für eine steigende Nachfrage nach Erdöl sorgt.

Steigen die USA aus dem Abkommen mit dem Iran aus, hätte das vermutlich Wirtschaftssanktionen gegen den Iran zur Folge. Das ohnehin knappe Rohölangebot drohte damit, weiter zu fallen. Das könnte steigende Rohölpreise nach sich ziehen.

Rohstoffexperten der Commerzbank teilen diese Sorgen allerdings nicht ganz. Sie argumentieren, dass die USA kaum Erdöl aus dem Iran importierten. Vielmehr geht iranisches Rohöl vor allem nach Asien und Europa. "Bis auf die USA wollen aber alle anderen Unterzeichner des Atomabkommens an der Vereinbarung festhalten", heißt es in einem Kommentar. "Die Erwartung vieler Marktteilnehmer, dass durch neue US-Sanktionen gegen den Iran automatisch auch weniger iranisches Öl an den Markt gelangt, könnte sich daher als nicht zutreffend erweisen."/bgf/jsl/fba