(neu: aktualisierte Kurse, Expertenkommentar)

NEW YORK (dpa-AFX) - Die angekündigte Übernahme der US-Biosupermarkt-Kette Whole Foods durch den US-Onlinehändler Amazon hat am Freitag die Branche in Aufruhr versetzt. Die Aktienkurse großer Handelsketten dies- und jenseits des Atlantiks fielen teils prozentual zweistellig, während die Amazon-Papiere in New York zuletzt um rund 3 Prozent zulegten.

Die Whole-Foods-Titel wurden zunächst vom Handel ausgesetzt. Nach der Wiederaufnahme zündeten sie mit einem Plus von rund 27 Prozent auf knapp 42 Dollar ein Kursfeuerwerk. Amazon will die Lebensmittelkette für 42 Dollar je Aktie schlucken, was einer Gesamtbewertung von 13,7 Milliarden US-Dollar entspricht.

AMAZON BAUT MARKTMACHT KONTINUIERLICH AUS

Amazon hatte in den vergangenen Jahren stationäre Händler stark unter Druck gesetzt; der Konzern zeigte zuletzt aber immer mehr Interesse am Einstieg in das Geschäft mit Läden vor Ort. So eröffnete Amazon mehrere Buchläden und schmiedet auch Pläne für kleine High-Tech-Supermärkte, die von wenigen Mitarbeitern betrieben werden können.

Laut Marktexperte Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital hat die geplante Übernahme eine immense Bedeutung für den US-Einzelhandelssektor. Sie unterstreiche den enormen Wandel der Branche, ausgelöst durch das Geschäftsmodell von Amazon. Das Unternehmen scheine bereit zu sein, nun auch die Lebensmittelbranche so zu dominieren wie bislang den Nichtlebensmittelsektor, sagte Wilson.

Der Konzern mache das Leben der Wettbewerber allein durch seine Größenvorteile und seine Preismacht deutlich schwerer. Allerdings könnte Amazon allmählich ein Fall für die Kartellbehörden werden, mahnte Wilson an. Es sei möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis man in Washington gegen die zunehmende Macht von Amazon vorgehen werde.

HOHE KURSVERLUSTE BEI DEN WETTBEWERBERN

Die Aktien der US-Wettbewerber reagierten mit hohen Kursabschlägen auf die Offerte. So sackten die Anteile des weltgrößten Supermarkt-Betreibers Wal-Mart zuletzt um rund 5 Prozent ab, während die Anteile anderer großer US-Konkurrenten wie Kroger , Target und Costco sogar teils Abschläge von mehr als 10 Prozent verkraften mussten.

Selbst in Europa hatte der Zukauf Auswirkungen: Die Papiere des Real-Mutterkonzerns Metro fielen um etwa 1 Prozent, die des französischen Handelskonzerns Carrefour um mehr als dreieinhalb Prozent und die der niederländischen Ahold Delhaize mit ihrem starken US-Geschäft sogar um fast 9 Prozent. Für britische Supermarktketten wie Sainsbury und Tesco ging es ebenfalls deutlich abwärts./das/ajx/he

Unternehmen im Artikel: Carrefour, Amazon.com, Wal-Mart Stores, Metro