BOULOGNE-BILLANCOURT (dpa-AFX) - Die Aktie von Europas größtem Handelskonzern Carrefour ist am Donnerstagvormittag auf Talfahrt gegangen. Am Abend vorher hatte der Konzern tiefrote Zahlen veröffentlicht und die Dividende gekappt. Vor allem im wichtigen Heimatmarkt macht dem Konzern der scharfe Wettbewerb zu schaffen, was zu einem operativen Ergebnisrückgang im zweistelligen Prozentbereich führte. Der Einbruch setzt den neuen Carrefour-Chef Alexandre Bompard nun früh unter Druck. Die Aktie verlor in Paris zuletzt knapp 8 Prozent und war damit Schlusslicht im französischen Börsenindex CAC-40.

Carrefour rutschte im vergangenen Jahr wegen milliardenschwerer Sonderlasten tief in die Verlustzone. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 531 Millionen Euro, nach einem Überschuss von 746 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Mittwochabend in Boulogne-Billancourt mitgeteilt hatte. Grund waren milliardenschwere Abschreibungen etwa auf Firmenwerte in Italien. Die Dividende soll um mehr als ein Drittel auf 46 Cent je Aktie sinken.

Der Umsatz auf vergleichbarer Basis legte im vergangenen Jahr zwar um 1,6 Prozent auf 78,9 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn sackte aber um 17 Prozent auf gut 2 Milliarden Euro ab. Insbesondere in Frankreich sei der Wettbewerbsdruck hoch. Zudem drückten höhere Kosten und höhere Abschreibungen das operative Ergebnis. Finanzvorstand Matthieu Malige zeigte sich von dem Rückgang enttäuscht - dieser beweise, wie dringend nötig der Sanierungsplan sei, sagte er in einer Analystenkonferenz.

Der erst seit Juni amtierende neue Chef Bompard hatte dem Konzern Ende Januar eine Radikalkur verordnet. Bis 2020 will der Manager jährlich zwei Milliarden Euro sparen. Dafür will der Konzern etwa seine Belegschaft am Firmensitz in Boulogne-Billancourt bei Paris reduzieren. Gleichzeitig plant der Konzern einen Strategieschwenk. Dabei geht es etwa den großflächigen Hypermärkten und zahlreichen Discounter-Filialen der Marke Dia an den Kragen. Zudem will der Manager das Angebot an Bio-Lebensmitteln und Eigenmarken ausbauen sowie in das Onlineangebot investieren.

Die Resultate für 2017 demonstrierten die Notwendigkeit dieser Maßnahmen, erklärte auch Bompard. Die Gruppe bleibe voll auf die Umsetzung dieses Planes fokussiert. Bompard war von der Unterhaltungselektronikkette Fnac zu Carrefour gekommen. Mit dem Umbau reagiert er auf die veränderten Einkaufsgewohnheiten vieler Kunden, die Carrefour in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen hatte. Konkurrenz durch Online-Anbieter und spezialisierte Händler machen dem Konzern das Leben schwer, ebenso wie ein Preiskrieg mit Wettbewerbern in der Branche./jha/stw/nas/tav/fba