FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Handelskonzern Metro hat mit seiner Gewinnwarnung für Aufregung an den Märkten gesorgt. Was bei dem MDax-Konzern los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST DIE LAGE BEI METRO:

In ihrer jetzigen Form gibt es die Metro seit Sommer 2017. Damals hatte sich der Vorgängerkonzern gleichen Namens aufgespalten. Das Geschäft mit der Unterhaltungselektronik (Media Markt und Saturn) geht seitdem als Ceconomy AG seinen eigenen Weg. Die Metro selbst ist auf den Handel mit Lebensmitteln fokussiert und besteht im Wesentlichen aus dem Großhandelsgeschäft Cash & Carry sowie der Supermarktkette Real. Die Trennung, so hatte es Konzernchef Olaf Koch versprochen, sollte die einzelnen Metro-Töchter schlagkräftiger machen und so für die Aktionäre mehr Wert schaffen.

An den grundlegenden Problemen änderte die Spaltung freilich nichts. Der Wettbewerb im Lebensmittelhandel ist immens und die Margen niedrig. Vor allem die Kette Real mit ihren knapp 300 Märkten in Deutschland droht zwischen Schwergewichten im Vollsortiment wie Edeka und Rewe auf der einen Seite und Discountern wie Aldi und Lidl auf der anderen zerrieben zu werden. Real befindet sich im Dauerumbau und die Metro-Führung mit den Gewerkschaften im ständigen Streit. Nachdem Metro mit Verdi keine Einigung über die künftige Entlohnung der Real-Mitarbeiter erzielen konnte, will der Konzern nun mit kleineren Gewerkschaften verhandeln. Da bislang noch keine Lösung gefunden ist, sitzt Metro aber zunächst noch auf hohen Personalkosten.

Schwer wiegen für Metro auch die Probleme in Russland. Das Land ist der wichtigste Einzelmarkt für Metro und steht für etwa ein Viertel des operativen Ergebnisses (Ebitda). Früher eine Goldgrube für ausländische Händler, ist Russland seit einigen Jahren aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation ein schwieriger Markt. Die Verbraucher geben weniger aus, der Wettbewerb mit den lokalen Anbietern hat sich verschärft. Metro hatte bereits im Februar neue Preismodelle und eine vertiefte Zusammenarbeit mit den wichtigsten Kunden versprochen. Das sollte zu einer Umsatzverbesserung im zweiten Geschäftshalbjahr führen. Seit Freitag ist nun gewiss, dass das Gegenteil der Fall sein wird.

Die Folge: Das Konzern-Ebitda wird im Gesamtjahr (Ende September) nur noch leicht über die 1,4 Milliarden Euro des Vorjahres steigen und nicht mehr wie ursprünglich geplant um etwa 10 Prozent zulegen. Auch der Gesamtumsatz wird sich nur geringfügig nach oben bewegen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Gewinnwarnung kam für viele Experten überraschend, sowohl im Ausmaß als auch was den Zeitpunkt angeht. Die britische Großbank HSBC sieht nun die Glaubwürdigkeit des Metro-Managements untergraben. "Es gab viele Gelegenheiten, dem Markt ein Prognose-Update zu geben", schreibt Andrew Porteous in einer Studie. Erst vor vier Wochen habe die russische Großhandelssparte einen Kapitalmarkttag veranstaltet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe der enttäuschende Trend schon bekannt gewesen sein müssen.

Das stößt auch Bruno Monteyne von Berstein Research sauer auf. Er habe sich gerade für den Gedanken erwärmt, dass es mit der Metro wieder aufwärts gehe und die Periode der Restrukturierung nun endlich vorbei sei. "Dann kam die Gewinnwarnung". Monteyne warf mit Blick auf die Aktienrendite auch die Frage auf, ob es nicht auch an der Zeit für einen Chefwechsel bei der Metro sei. Bei kaum einen Unternehmen, das die Bank beobachte, habe eine derartige Verschlechterung am Ende nicht auch einen Austausch an der Konzernspitze zur Folge gehabt.

Nach der Gewinnwarnung haben bereits etliche Analysehäuser ihre Kurziele gesenkt. Bei der Einstufung der Aktie halten sich Kauf- und Halten-Empfehlungen derzeit in etwa die Waage. Auf dem Verkaufszettel haben die Aktie bislang nur wenige Häuser. HSBC-Experte Porteous geht davon aus, dass viele Investoren nun erst einmal abwarten werden, bis versprochene Verbesserungen bei der Metro auch eintreten werden. Dies könne aber einige Zeit dauern, warnte er.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktien der neuen Metro waren am 13. Juli 2017 mit einem Kurs von 20 Euro in den Börsenhandel gestartet. Die Papiere pendelten dann bis Ende Februar in einer Spanne zwischen knapp 16 und 18 Euro, bevor es peu a peu nach unten ging. Der Kurseinbruch vom Freitag (als die Gewinnwarnung kam) und vom Montag (als das Gros der Analysten den Daumen senkte) drückte die Aktien dann bis auf rund 12 Euro ins Minus. Im MDax sind die Metro-Aktien mit einem Kursverlust von bislang 28 Prozent seit Jahresanfang der schwächste Wert. Die Ceconomy-Anteile stehen einen Platz vor Metro kaum besser da: Ihr bisheriger Jahresverlust beläuft sich derzeit auf gut 24 Prozent./she/la/nas/fba