(neu: weitere Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analystenstimme, aktualisierter Aktienkurs.)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Beim Elektronikhändler Ceconomy kehrt keine Ruhe ein: Nach dem Ausstieg aus dem Russlandgeschäft, dem angestrebten Verkauf der Metro-Anteile und den schwachen Geschäftszahlen im August wird erneut die Jahresprognose gekappt. Gründe seien die ungewöhnliche Hitzewelle und die zu langsam umgesetzte Strategie für eine neue Marschrichtung. Finanzchef Mark Frese stellte am Mittwochmorgen vor Analysten auch ein Fragezeichen hinter den Zeitplan für die Mittelfristziele. An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kursrutsch.

Die ursprünglichen, für den Zeitraum von drei bis fünf Jahren ausgegebenen Ziele könnten sich nun womöglich ebenfalls verzögern, erklärte Frese. "Wir haben unsere strategischen Initiativen in Deutschland nicht schnell genug umgesetzt", räumte Konzernchef Pieter Haas in der Telefonkonferenz ein. Zudem hätten sich die letzten Wochen völlig anders entwickelt als erwartet. Denn wegen der enormen Hitzewelle in Deutschland klingelten die Kassen bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn seltener. Andererseits habe Ceconomy in Ländern wie Italien, Niederlande oder Türkei Fortschritte gemacht, betonte Haas. Auch im Online-Handel habe der Konzern deutlich aufgeholt.

Doch bei wichtigen Vorhaben wie der Digitalisierung und der Verbesserung seiner Services kommt das Unternehmen ausgerechnet hierzulande nicht so schnell voran wie erhofft. Man habe unterschätzt, was es bedeute, "ein so großes und komplexes Geschäft umzubauen", so Frese. Ceconomy feilt seit seiner Abspaltung vom Metro-Konzern im vergangenen Sommer an seiner Modernisierung. So wird etwa die Logistik zentralisiert, um Produkte schneller an den Kunden bringen zu können. Auch sein Dienstleistungsangebot baut der Konzern aus, Mitarbeiter kommen inzwischen auch zum Kunden nach Hause. Doch hinkt der tatsächliche Verkauf grundsätzlich rentablerer Service-Angebote noch deutlich hinter den Erwartungen hinterher.

Auf die neuen Hiobsbotschaften reagierten die Investoren heftig: Die Aktie rutschte zur Wochenmitte in der Spitze um fast 10 Prozent ab auf den tiefsten Stand seit der Börsennotiz im Juli vergangenen Jahres. Am Nachmittag notierte sie noch mit 4,65 Prozent im Minus bei 6,39 Euro.

Damit setzt sich der heftige Kursverfall der Ceconomy-Aktie weiter fort. Bereits Mitte Juni hatte Ceconomy an der Börse schwer enttäuscht - mit niedrigeren Prognosen nach dem Verkauf des Russland-Geschäfts. Im August folgte ein neuer Schock: Wegen des Wertverfalls der Metro-Aktie musste der Konzern Millionen abschreiben. Seit Jahresbeginn hat das Papier nun gut die Hälfte an Wert eingebüßt. Deshalb fliegt die Aktie auch in der nächsten Woche aus dem MDax, wenn die neuen Regeln der Deutschen Börse in Kraft treten. Künftig wird das Papier nur im SDax vertreten sein, dem deutlich weniger von Investoren beachteten Index der kleineren Werte.

Ceconomy begründete am späten Dienstagabend die Senkung seiner Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr 2017/18 maßgeblich mit dem schwachen vierten Geschäftsquartal. Auch das ungewöhnlich heiße Wetter im Juli und August hätten zu erheblichem Umsatz- und Ergebnisdruck geführt. Erst zu Wochenbeginn hatte auch der Online-Modehändler Zalando wegen der wetterbedingten Abstinenz der Kunden seine Ziele gekappt.

Nur noch bestenfalls rechnet der Konzern nun mit einem Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres. So wird ohne Berücksichtigung der Beteiligung am französischen Branchenkollegen Fnac Darty ein Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 460 und 490 Millionen Euro angepeilt (Vorjahr: 494 Mio Euro). Unter zusätzlicher Ausklammerung der Abschreibungen auf Investitionen sei mit einem Ergebnis (Ebitda) zwischen 680 und 710 Millionen Euro zu rechnen, nach 714 Millionen Euro im Vorjahr. An seinem Umsatzziel, das ein leichtes Wachstum vorsieht, rüttelte das Management nicht.

Ganz überraschend kam die Gewinnwarnung nicht. Schon mit der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Geschäftsquartal Mitte August habe man am Markt eine neuerliche Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr befürchtet, schrieb Analyst Clement Genelot vom Investmenthaus Bryan Garnier. Die zweite Prognosesenkung in diesem Jahr drohe nun das Vertrauen der Investoren zu untergraben.

Der Konzern will nun bei den angestrebten Verbesserungen stärker aufs Gaspedal drücken, wie Frese ankündigte. Das zum Teil runderneuerte Management in Deutschland müsse neue strategische Initiativen überprüfen und die richtigen Maßnahmen auf den Weg bringen, um die operative Entwicklung zu verbessern. Das Ergebnis dieser dreimonatigen Analyse soll spätestens mit der Veröffentlichung der Zahlen zum Geschäftsjahr präsentiert werden. "Wir werden jeden Stein umdrehen."

Ceconomy hatte im Sommer bereits sein schwieriges Russland-Geschäft an die russische Safmar-Gruppe abgegeben und danach die Prognose angepasst. Ein weiteres Problem stellt zurzeit noch die Beteiligung an der Metro dar. Bei der Aufspaltung der früheren Metro Group vor einem Jahr in Ceconomy und den Lebensmittelhändler hatte der Elektronikkonzern ein Aktienpaket von 10 Prozent an der Metro mit auf den Weg bekommen. Der schlechte Verlauf der Metro-Aktie schmälerte jedoch den Wert des Pakets. Der Konzern bereitet deshalb den Verkauf des Anteils vor. Ende August teilte Ceconomy mit, mit dem tschechischen Investor Daniel Kretinsky Gespräche zu führen. Der Unternehmer hat sich bereits ein erstes Aktienpaket des bisherigen Großaktionärs Haniel gesichert./tav/stk/elm/tos