Erst aussteigen und dann nach Lösungen zu suchen, gleiche einer Symbolpolitik, sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz am Dienstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. "Aber Symbole produzieren keinen Strom." Die größte Hürde sei der Netzausbau, betonte der Versorger, der durch die Übernahme des Ökostromgschäfts von Innogy und des von E.ON seine eigene Energiewende vorantreiben will. Im ersten Halbjahr mussten die Essener wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise Einbußen hinnehmen.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei bezogen auf die Kennziffer "RWE stand alone" auf 1,1, Milliarden Euro nach 1,4 Milliarden im Vorjahreszeitraum geschrumpft. Neben niedrigeren Strom-Großhandelspreise sei auch und eine geringere Produktion durch die Stilllegung von Block B des Atomkraftwerks Gundremmingen die Ursache dafür. Am Markt waren aber teilweise schlechtere Zahlen erwartet worden. Die RWE-Aktie legte zeitweise um 4,2 Prozent zu und war damit der größte Gewinner im Dax. Schmitz bestätigte die Prognose für das Gesamtjahr und den Dividendenausblick.

RWE-CHEF: INNOGY-DEAL MIT E.ON KOMMT GUT VORAN

Eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission soll bis Ende des Jahres einen verbindlichen Fahrplan für den Kohleausstieg festlegen. RWE will noch bis Mitte des Jahrhunderts Braunkohle im Tagebau abbauen und in Kraftwerken vor allem im Rheinischen Revier verfeuern. Umweltschützer wollen die Kraftwerke wegen ihres hohen Ausstoßes von Kohlendioxid lieber heute als morgen schließen.

Schmitz hatte wie auch in der vergangenen Woche der ebenfalls kohlelastige Konkurrent Uniper deutlich gemacht, dass die Versorger bei einem früheren Aus wohl auf Entschädigungen pochen werden. RWE werde nach dem eigenen Fahrplan bis 2030 seine CO2-Emissionen im Vergleich zu 2015 um bis zu 50 Prozent verringern.

RWE verdiente in der Stromerzeugung aus Braunkohle und der 2022 auslaufenden Kernenergie im Halbjahr operativ nur noch 167 Millionen Euro nach 401 Millionen im Vorjahreszeitraum. Hier schlugen die Stilllegung des AKW-Blocks Gundremmingen und die niedrigere Produktion aufgrund von Wartungsarbeiten durch. Das Ergebnis der Gas- und Steinkohlekraftwerke lag hingegen nur leicht unter dem Vorjahresniveau.

Die von RWE nun für die Konzernsteuerung hervorgehobene Kennziffer "RWE stand alone" umfasst die Kerngeschäftsfelder Braunkohle & Kernenergie, Europäische Stromerzeugung und Energiehandel sowie die Dividende der Tochter Innogy. RWE will mit E.ON Innogy im kommenden Jahr zerschlagen. E.ON will das Vertriebs- und Netzgeschäft von Innogy übernehmen, RWE das Ökostromgeschäft von Innogy und von E.ON. Zudem soll RWE ein Paket von knapp 17 Prozent an E.ON halten. Die Transaktion geht laut Schmitz gut voran.

Valeurs citées dans l'article : Citigroup, RWE, E.ON, innogy SE