Muttenz (awp) - Der Spezialchemiekonzern Clariant hat mitten in der Neuausrichtung ein starkes Gewinnwachstum erreicht, liegt aber unter den Konsensschätzungen. Zum Jahresende hin wurde das Unternehmen von Währungseffekten gebremst.

Der Umsatz stieg um 4 Prozent auf 6,62 Milliarden Franken, und der Reingewinn verbesserte sich um deutliche 18 Prozent auf 356 Millionen. Im Vorjahr hatten aber Einmaleffekte das Ergebnis getrübt. Die geplatzte Fusion mit dem US-Konkurrenten Huntsman und die folgende Abwehrschlacht gegen die Zerschlagung durch einen aktivistischen Investor kosteten seinerzeit mehr als 50 Millionen Franken.

Ohne die Einmaleffekte steigerte Clariant den Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA 2018 um lediglich 5 Prozent auf 1,02 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Die operative Marge lag bei 15,4 Prozent und somit wie prognostiziert über dem Wert des letzten Jahres bei 15,3 Prozent.

Am Erfolg sollen nun auch die Aktionäre Anteil haben. Clariant will die Dividende um 5 Rappen auf 0,55 Franken pro Aktie erhöhen.

Mit den vorgelegten Zahlen wurden die Analysten-Prognosen (AWP-Konsens) mehrheitlich verfehlt.

Umfeld wird herausfordernder

Der neue Konzernchef Ernesto Occhiello hebt in seinem Statement vor allem den "signifikant" höheren operativen Cashflow hervor. Dieser stieg um deutliche 24 Prozent auf 530 Millionen Franken. Das Unternehmen habe in einem zunehmend anspruchsvolleren Umfeld ein "gutes" Umsatz- und Gewinnwachstum erzielt.

Eine Herausforderung waren für Clariant etwa die Wechselkurse. Der zu vielen Währungen aufgewertete Franken führte im vierten Quartal zu einem Umsatzrückgang um 3 Prozent. In Lokalwährungen gerechnet hätte sich der Umsatz um 3 Prozent verbessert.

Occhiello kam vor rund vier Monaten von Sabic, dem neuen Grossaktionär aus Saudi-Arabien. Clariant wird Geschäftsteile mit Sabic zusammenlegen und weniger dynamische Geschäftsteile veräussern. So soll das Produktportfolio der Muttenzer aufgewertet werden.

Alle Sparten gewachsen

Die Sparte Catalysis, die Katalysatoren für chemische Prozesse herstellt. Zur Umsatzsteigerung um 12 Prozent auf 861 Millionen Franken trug laut Mitteilung eine sehr starke Nachfrage nach Syngas bei. Der EBITDA vor Einmaleffekten stieg um 1 Prozent auf 199 Millionen Franken. Damit ist die kleinste Sparte die profitabelste.

Die doppelt so grosse Sparte Natural Resources, die Chemikalien für die Öl- und Bergbauindustrie produziert, legte beim Umsatz um 3 Prozent auf 1,39 Milliarden Franken zu. Der EBITDA vor Einmaleffekten sank hingegen um 14 Prozent auf 179 Millionen Franken. Clariant begründet dies mit einem "anhaltenden Preisbewusstsein des Ölmarktes".

Beim Bereich Care Chemicals, der unter anderem Zusatzstoffe für Waschmittel, Hygieneartikel und Kosmetika herstellt, wuchs der Umsatz um 6 Prozent auf 1,67 Milliarden Franken. Der operative Gewinn vor Einmaleffekten erhöhte sich um 9 Prozent auf 316 Millionen Franken.

Bei der Plastik- und Beschichtungssparte (Plastic & Coatings) konnte Clariant den Umsatz um 1 Prozent auf 2,70 Milliarden Franken verbessern. Der EBITDA vor Einmaleffekten legte um 6 Prozent auf 412 Millionen Franken zu. Clariant will sich bis nächstes Jahr von mehr als der Hälfte des Geschäftes in diesem Bereich trennen.

Ziele bleiben in Kraft

Die Mittelfristziele des Spezialchemiekonzerns bleiben in Kraft. Dies sagte Konzernchef Occhiello im Gespräch mit AWP. Demnach will das Unternehmen bis 2021 einen Umsatz von rund 9 Milliarden Franken und eine operative Marge (EBITDA) von etwa 20 Prozent erreichen.

Nicht genannt wurde eine Guidance für das laufende Geschäftsjahr 2019. Clariant rechne aber mit "Fortschritte auf allen Ebenen", ergänzte Finanzchef Patrick Jany.

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