Muttenz (awp) - Die Coronakrise hat auch Clariant einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 13 Prozent auf 1,95 Milliarden Franken.

Ein guter Teil des Rückgangs ist allerdings auf Währungseffekte zurückzuführen. In lokalen Währungen wäre der Umsatz lediglich um 5 Prozent gesunken, gab der Spezialchemiekonzern am Donnerstag in einem Communiqué bekannt. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) fiel um 13 Prozent auf 309 Millionen Franken.

Unter dem Strich erzielte Clariant einen Konzerngewinn von 90 Millionen Franken. Im Vorjahr hatte der Konzern einen Halbjahresverlust von 101 Millionen Franken ausgewiesen, weil der Konzern Rückstellungen von 231 Millionen Franken für eine EU-Kartelluntersuchung gebildet hatte. Die EU-Wettbewerbshüter haben die Muttenzer vor kurzem zu einer Busse von 155,8 Millionen Euro oder umgerechnet von rund 166 Millionen Franken verdonnert. Aus diesen Rückstellungen wurden nun 55 Millionen Franken aufgelöst, die im Ergebnis des zweiten Quartals enthalten sind.

Ohne Berücksichtigung der Rückstellung von 231 Millionen Franken wäre das Nettoergebnis im ersten Halbjahr 2020 um 31 Prozent tiefer als im Vorjahr, schrieb Clariant weiter: "Ursächlich hierfür waren der volumenbedingt schwächere absolute Gewinn und negative Währungseffekte."

Erwartungen leicht übertroffen

Mit den Zahlen hat Clariant die Erwartungen der Finanzgemeinde leicht übertroffen. Analysten hatten im Schnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP einen Umsatz von 1,94 Milliarden Franken und einen EBITDA vor Sondereffekten von 300 Millionen Franken erwartet. Beim Konzernergebnis hatten sie einen Gewinn von durchschnittlich 76 Millionen Franken prognostiziert.

Angesichts der signifikant tieferen Nachfrage in einigen Segmenten als Folge der Pandemie "sind diese Ergebnisse bemerkenswert und unterstreichen, dass die Massnahmen zur Minimierung der Folgen dieser Pandemie in vollem Umfang greifen", erklärte Clariant.

Im ersten Halbjahr 2020 gingen die Umsätze bei Care Chemicals um 6 Prozent in Lokalwährung zurück. Ausschlaggebend hierfür war die wetterbedingt schwächere Nachfrage im Aviation-Geschäft im ersten Quartal, denn wegen des milden Winters konnte der Konzern weniger Enteisungsmittel für Flugzeuge verkaufen. Dies konnte durch das starke Wachstum bei Consumer Care (z.B. Substanzen für die Kosmetikindustrie) nicht ausgeglichen werden, wie es weiter hiess.

Der Umsatz im Geschäftsbereich Catalysis ging angesichts der vorübergehend gedämpften Nachfrage in der chemischen Industrie um 4 Prozent in Lokalwährung zurück, wobei im zweiten Quartal Verbesserungen gegenüber dem ersten Quartal zu verzeichnen waren. Natural Resources (Produkte für den Erdölsektor und den Bergbau) litt unter der schwächeren Nachfrage in den Endmärkten und den geringeren Volumina für die Öl- und Bergbauindustrie. Dies führte zu einem Umsatzrückgang von 5 Prozent in Lokalwährung.

Suspendierte Stellenabbau wieder aufgenommen

Als Konsequenz dieser wirtschaftlichen Entwicklung wird Clariant ihr Effizienzprogramm weiterführen, das ursprünglich im Februar 2020 bekanntgegeben wurde, dann aber suspendiert worden war. Diese Massnahmen werden bei den fortgeführten Geschäftsaktivitäten in den nächsten zwei Jahren zu einem Abbau von circa 600 Stellen sowie einer Kostenreduktion von über 50 Millionen Franken führen.

Für die Zukunft zeigt sich Clariant vorsichtig. Im dritten Quartal dürfte die Pandemie negative Auswirkungen auf Umsatz und Profitabilität haben. Die drei Kerngeschäftsbereiche würden Performance-Programme umsetzen, um in diesen Zeiten robuste Ergebnisse zu generieren und mittelfristig überdurchschnittliches Wachstum, höhere Profitabilität und stärkere Cashflow-Generierung zu erzielen. Der Konzern verzichtet wegen der Coronapandemie auf Jahresziele für 2020.

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