FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen in Europa hat am Freitag die Kurse der Immobilienunternehmen weiter befeuert - im Gegenzug zogen sich die Anleger aus den Papieren der Bankenbranche zurück. Europaweit ging es für die Immobilienwerte im Schnitt zuletzt um 1,14 Prozent nach oben, die Papiere der Geldhäuser verloren dagegen durchschnittlich 0,82 Prozent.

Als größter Gewinner im Dax zogen die Vonovia-Aktien auf ein neuerliches Rekordhoch bei 45,63 Euro an - bereits am Vortag hatte der Kurs von Deutschlands größtem Immobilienkonzern nach der Vorlage der soliden Bilanz für 2018 kräftig zugelegt. Als Treiber hinzu kam die EZB-Leitzinsentscheidung.

Niedrige Zinsen sind für Immobilienkonzerne ein Glücksfall, da dies ihre Finanzierungskosten etwa für Wohnungs- und Häuserkäufe schmälert. Die Banken wären dagegen der Verlierer eines anhaltenden Niedrigzinsumfelds. Die Geldhäuser können sich zwar zu günstigen Konditionen Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen, müssen das niedrige Niveau aber auch in etwa an ihre Kunden weitergeben. So fallen Zinserträge etwa aus Kredit- und Geldmarktgeschäften zumeist weniger üppig aus.

An den Aktienmärkten wurde das Szenario "Immobilien gegen Banken" in der Vergangenheit gerne dann durchgespielt, wenn die Währungshüter sich zum anhaltend niedrigen Billiggeld bekannten. So auch diesmal: Die EZB hatte am Vortag wegen ihrer zunehmenden Konjunktursorgen angekündigt, die Zinsen im Euroraum noch länger als ursprünglich gedacht niedrig halten zu wollen. Gleichzeitig hatte die Europäische Zentralbank ihre Prognosen Wachstumsprognosen für die Eurozone gesenkt.

Auch für andere Immobilienwerte in der Dax-Familie ging es folglich am Freitag nach oben: Deutsche Wohnen etwa legten um knapp drei Prozent zu. Die Aktien der auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Gesellschaft Deutsche Euroshop verteuerten sich um mehr als ein Prozent.

Abseits der Zinsen bewegten zudem Branchennachrichten die Banken: Nach einem neuerlichen Medienbericht - diesmal von "Focus" - über einen mögliche Fusion notierten die Papiere der Deutschen Bank mit fast einem Prozent im Minus. Commerzbank sackten nach anfänglichen Gewinnen zuletzt um knapp ein halbes Prozent ab. Die Aareal Bank wurde zudem bei mehr als dreieinhalb Prozent Abschlag von einem EZB-Test belastet, in dem es um die internen Risikomodelle der Geldhäuser geht. Dabei schnitt der Immobilienfinanzierer am schlechtesten ab, seine Kapitalquote wurden am stärksten getroffen./tav/bek/fba