FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein in den Medien zuletzt immer wieder thematisiertes Zusammengehen der Deutschen Bank mit der Commerzbank entbehrt nicht jeder strategischen Logik. Diese Aussage begründete Analyst Jernej Omahen von Goldman Sachs am Donnerstag in einer Studie mit drei Aspekten: sinkenden Finanzierungskosten, niedrigeren operativen Ausgaben und einer besseren Kapitalausstattung der neuen deutschen Großbank.

Zwar müssten zwei Geldhäuser mit niedrigen Renditen auf das Eigenkapital zusammen nicht zwangsläufig in ein Geldhaus mit hoher Kapitalrendite münden, räumte der Experte ein. "Sofern erfolgreich durchgeführt, hätte die neue Einheit aber doch Aussichten auf eine höhere Eigenkapitalrendite". Im europäischen Vergleich wäre diese zwar immer noch niedrig. Letzten Endes entstünde vermutlich aber doch eine stabilere, stärkere und profitablere Bank.

Die Auswirkungen eines solchen Deals auf die Gewinne der neuen Einheit könnten sehr stark variieren, so Omahen. Abhängig seien sie vor allem von der Prämie, die die Deutsche Bank auf den Aktienkurs der Commerzbank zahlen würde, sowie von der Bewertung der Vermögensanlagen der Commerzbank. Basierend auf seinen insgesamt 30 verschiedenen Annahmen für einen solchen Deal könne der Gewinn je Aktie der neuen Bank im günstigsten Fall um bis zu 24 Prozent steigen - oder aber im ungünstigsten Szenario um bis zu 13 Prozent verwässert werden.

Der Experte prognostiziert, dass die Eigenkapitalrendite des neuen Instituts bis 2022 auf 5,5 bis 7 Prozent steigen könnte. Das wären zwar 0,50 bis 2,00 Prozentpunkte mehr als seine gegenwärtige Schätzung, im europäischen Branchenkontext würde sich die Bank damit aber noch immer auf den hinteren Plätzen wiederfinden.

Zu Hilfe kommen könnte einer vereinten deutschen Großbank die Europäische Zentralbank. Sollte diese tatsächlich im kommenden Jahr die Leitzinsen erhöhen, würde dies die Kapitalquote des neuen Geldhauses steigen lassen, sagte der Analyst. Er nimmt an, dass bei einer Erhöhung des Leitzinses von derzeit minus 0,40 auf plus 0,60 Prozentpunkte die Eigenkapitalrendite des neuen Geldhauses um bis zu 2,00 Prozentpunkte zulegen dürfte. Damit würde sie sich der Marke von 10 Prozent annähern.

Normalerweise seien länderübergreifende Bankenfusionen und -übernahmen mit den größeren Risiken behaftet als inländische, erläuterte Omahen. Im Fall der Deutschen Bank und der Commerzbank würde es sich zwar überwiegend um eine Inlandstransaktion handeln, diese berge aber dennoch beachtliche Risiken beim Vollzug. Dazu zählten möglicherweise strengere Eigenkapitalanforderungen, eine höhere Komplexität der neu zu schaffenden Einheit und Kostensenkungen, die in Deutschland schwieriger zu realisieren seien als anderswo./bek/la/he