MADRID (awp international) - Die spanische Grossbank Santander profitiert weiter von gut laufenden Geschäften in Brasilien. Auch wirkt sich die Erholung der heimischen Wirtschaft zunehmend positiv auf die Geschäfte der Bank aus. Probleme bereiteten den Spaniern hingegen Aktivitäten in Grossbritannien. Hier drückte zum einem die starke Konkurrenz auf die Margen, wie die Bank am Mittwoch in Madrid mitteilte. Zudem führten Investitionen, neue Vorgaben der Aufseher vor dem anstehenden Brexit und Rechtsstreitigkeiten zu höheren Kosten.

Alles in allem verdiente die Bank, die zu den grössten Europas zählt, aber im zweiten Quartal operativ mehr. Der Gewinn vor Sonderposten war zwischen April und Ende Juni im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro gestiegen. Unter dem Strich ging der Gewinn dagegen wegen des starken Euro und Kosten für die Integration der 2017 übernommenen Banco Popular leicht auf 1,7 Milliarden Euro zurück.

Das Ergebnis fiel damit besser aus, als Experten erwartet hatten. An der Börse wurde dies aber nur zu Handelsbeginn positiv aufgenommen. Die zuletzt unter Druck stehende Aktie legte in der ersten Handelsstunde knapp ein Prozent zu - doch die Kursgewinne bröckelten im Handelsverlauf ab. Zuletzt pendelte das Papier um den Vortagsschluss.

Die seit 2014 amtierende Verwaltungsratschefin Ana Botin, die aus der Gründerfamilie der Bank stammt, war mit dem Ergebnis gerade angesichts des Gegenwinds auf der Währungsseite zufrieden. Sie zeigte sich zudem mit Blick auf die Ziele optimistisch. "Ich bleibe zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen - nicht nur 2018, sondern auch die unseres Dreijahresplans."

Dabei sollen die Provisionseinnahmen deutlich wachsen, der Gewinn je Aktie zweistellig steigen und die Dividende erhöht werden. All das liegt auch an der gut laufenden Operation in Brasilien. Botin darf sich damit in ihrer Strategie bestätigt sehen: Sie hatte trotz der tiefgreifenden Wirtschaftskrise Brasiliens in den Jahren 2015 und 2016 an dem Geschäft dort festgehalten.

Zuletzt steuerte die Sparte etwas mehr als ein Viertel zum Gesamtgewinn bei. Im Heimatmarkt hatte sie zudem im vergangenen Jahr die Krisenbank Banco Popular Español übernommen und profitiert nun vom grösseren Kundenstamm. Die spanische Bank hat 202 000 Beschäftigte und 133 Millionen Kunden weltweit. Neben Europa und Lateinamerika ist die Bank auch in den Vereinigten Staaten vertreten.

Die Erträge - die gesamten Einnahmen - stagnierten im zweiten Quartal bei rund 12 Milliarden Euro. Santander ist aktuell mit einem Börsenwert von 76 Milliarden Euro die wertvollste Bank der Eurozone. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kommt auf 22 Milliarden Euro und die Commerzbank auf 11 Milliarden Euro./zb/tav/fba