(neu: Kommentar von Kepler Cheuvreux und Aktienkurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Medienbericht über ein Interesse des niederländischen Finanzkonzerns ING an der Commerzbank hat den Aktienkurs des deutschen Geldhauses weiter angeschoben. Nachdem das Papier schon im späten Dienstagshandel kräftig zulegen konnte, ging es am Mittwoch um weitere 1,5 Prozent auf 8,09 Euro weiter aufwärts. Der Kurs steig damit den fünften Börsentag in Folge.

Das "Manager Magazin" hatte berichtet, ING habe die Commerzbank und die Bundesregierung um Gespräche über eine Übernahme des Frankfurter Geldhauses gebeten. Eine Quelle hierfür nannte das Magazin nicht. Anleger von ING agierten am Mittwoch zögerlich: die am Vortag noch freundlich aus dem Handel gegangene Aktie gab in Amsterdam leicht nach.

Maxence Le Gouvello Du Timat vom Analysehaus Jefferies sprach von einem überraschenden Schritt, da dieser nicht Teil des ursprünglichen Plans von ING sei. Es gäbe möglicherweise Synergien im deutschen und polnischen Geschäft. Dem stünden aber erhebliche Risiken bei der Struktur des Deals gegenüber, ebenso wie bei der Zusammenlegung der IT und beim Kapitalbedarf. Nicht zuletzt dürfte eine Verlegung des Hauptsitzes von ING nach Frankfurt wohl auf scharfe Kritik in den Niederlanden stoßen, so der Analyst.

Ein Zusammengehen von ING und Commerzbank wäre zwiespältig, schrieb Benoit Petrarque von Kepler Cheuvreux in einer Studie. Einerseits würde eine Verlagerung des Firmensitzes nach Deutschland die Anforderungen an das harte Kernkapital für die ING verringern, während die Commerzbank in Sachen Effizienz lernen könnte. Andererseits wachse ING mit ihrer eigenen Strategie gerade in Deutschland erfolgreich, so dass ein Strategiewechsel riskant wäre.

Ein Händler zeigte sich auch aus einem anderen Grund skeptisch: "Die Bundesregierung scheint vehement auf eine deutsche Lösung hinzuarbeiten", sagte er mit Blick auf laufende Gespräche der Commerzbank über ein Zusammengehen mit der Deutschen Bank. Seit Mitte März loten die beiden Frankfurter Institute die Möglichkeit eines Zusammenschlusses aus. Noch im April wird mit einer Entscheidung gerechnet, wie es weitergeht.

Derzeit ist die Lage noch unklar. Commerzbank-Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hatte zuletzt Konzernchef Martin Zielke in den Gesprächen mit der Deutschen Bank den Rücken gestärkt. Bei der Deutschen Bank ist der Widerstand gegen einen Zusammenschluss aber groß. Die Belegschaft ist einer Umfrage des Gesamtbetriebsrats zufolge mit großer Mehrheit gegen eine Bankenhochzeit./mf/bek/he