Der ehemalige Deutschland-Chef der niederländischen Großbank ING, Roland Boekhout, soll zum Jahreswechsel Michael Reuther ablösen, wie die Commerzbank am Donnerstag mitteilte. Der 56 Jahre alte Niederländer ist der erste Vorstand seit der Fusion mit der Dresdner Bank vor mehr als zehn Jahren, den die Commerzbank von einem anderen Kreditinstitut holt. Zuletzt hatte Boekhout das Geschäft von ING in den Benelux-Staaten geführt. Reuther (60) hatte bereits im Dezember angekündigt, dass er die Commerzbank verlassen werde.

"Ich freue mich auf die neuen Impulse, die Roland Boekhout auch bei der weiteren Digitalisierung unseres Firmenkunden-Geschäfts setzen wird", sagte Vorstandschef Martin Zielke. Boekhout hat sein halbes Leben - und damit fast seine ganze Laufbahn - bei ING verbracht. 1991 hatte er dort als Kreditanalyst begonnen, von 2010 bis 2017 führte er das erfolgreiche Deutschland-Geschäft der niederländischen Bank. Dort baute er das Geschäft der Direktbank ING-DiBa - die seit kurzem nur noch ING heißt - mit größeren Firmenkunden auf. Angesichts der Niedrigzinsen musste die bis dahin auf Privatkunden ausgerichtete Direktbank eine lukrative Verwendung für ihre milliardenschweren Einlagen finden.

"Wir bedauern Rolands Schritt, aber wir verstehen ihn", sagte ING-Chef Ralph Hamers. Boekhout selbst erklärte, er habe aus persönlichen Gründen nach Deutschland zurückkehren wollen. "Als sich diese Gelegenheit ergab, musste ich sie in Erwägung ziehen. Nach fast 30 Jahren bei ING war das eine schwierige Entscheidung." Der künftige Commerzbank-Vorstand tritt sofort aus dem Führungsgremium von ING zurück, bleibt aber noch bis Mitte September an Bord. Pikant: ING wurde nach dem Scheitern der Fusionsgespräche der Commerzbank mit der Deutschen Bank immer wieder als Interessent für die zweitgrößte börsennotierte Bank in Deutschland gehandelt.

Einem Bericht des "Manager Magazin" zufolge hat die Bank Boekhout auch als potenziellen Nachfolger für Vorstandschef Zielke geholt. Dieser gilt - anders als der Niederländer - als wenig charismatisch und hatte stark für den Zusammenschluss mit der Deutschen Bank geworben.

Reuther ist der mit Abstand dienstälteste Commerzbank-Vorstand. Er gehört dem Gremium seit Oktober 2006 an. Zunächst führte er die Investmentbank-Sparte, die nach der Finanzkrise stark eingedampft wurde. Ab 2016 war er für die Integration des Investmentbanking in die Firmenkunden-Sparte zuständig, die er seither führt und die sich nun auf Großkunden konzentriert.