FRANKFURT (dpa-AFX) - Die hessische Finanzbranche beschäftigt trotz Strukturwandel nahezu so viel Personal wie vor zehn Jahren. "Frankfurt profitiert weiterhin von den Trends zur Digitalisierung und zur Zentralisierung", sagte der Leiter der Regionaldirektion Hessen der Arbeitsagentur, Frank Martin, am Dienstag in Frankfurt. Wegen des Kostendrucks reduzierten die Banken zuletzt ihr Filialnetz und setzten auf Automatisierung, um Personalkosten zu sparen. Diese Entwicklungen führe nun zu einer Zentralisierung zu Gunsten der großen Bankenstandorte im Rhein-Main-Gebiet, machte Martin deutlich.

Wie aus einer Studie des agentureigenen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht, verzeichnete der Finanzplatz Frankfurt zwischen 2008 und 2018 bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigen sogar einen leichten Anstieg um 2,8 Prozent auf 66 200. Hessenweit blieb die Beschäftigtenstruktur mit 108 800 in diesem Zeitraum nahezu konstant (plus 0,5 Prozent) - gegen den negativen Bundestrend. Im gesamten Bundesgebiet ging der Anteil der Beschäftigten in der Finanzbranche (ohne Versicherungen) um 2,2 Prozent zurück.

Frankfurt werde es künftig aber wohl schwerer haben, sich den rückläufigen Beschäftigtenzahlen zu entziehen, sagte Martin. Bei den Banken steige der Bedarf an höher qualifizierten Mitarbeitern. Sie sind aber auch in anderen Branchen gefragt. Die Digitalisierung führe dazu, dass beispielsweise im Kundengeschäft durch das Online-Banking die Nachfrage nach IT-Experten wachse, erklärte Martin. Bei der Ausbildung von Bankkaufleuten gingen die Stellen- und Bewerberzahlen dagegen zuletzt zurück.

Welche Effekte etwa der Brexit oder der angekündigte Abbau von 18 000 Stellen bei der Deutschen Bank künftig auf die Beschäftigtenstruktur haben könnten, ist dagegen noch unklar. "Wie viel davon exakt Frankfurt trifft, ist noch sehr spekulativ", sagte Martin./len/DP/jha