WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Auftragseingang in der deutschen Industrie hat sich nach dem Einbruch in der Corona-Krise im Juni unerwartet stark erholt. Nachdem das Ordervolumen im Mai bereits um 10,4 Prozent im Monatsvergleich gestiegen war, habe es im Juni einen Zuwachs um 27,9 Prozent gegeben, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Im März und April waren die Bestellungen eingebrochen, als in zahlreichen Industriestaaten die Wirtschaft im Kampf gegen die Corona-Pandemie größtenteils heruntergefahren wurde.

Analysten hatten im Schnitt einen kräftigen Anstieg im Monatsvergleich erwartet, waren aber nur von einem Zuwachs um 10,1 Prozent ausgegangen. "Die deutsche Industrie meldet sich eindrucksvoll zurück", kommentierte Experte Ralph Solveen von der Commerzbank den überraschend starken Auftragseingang. Die Daten hätten gezeigt, dass sich die Geschäfte in der Industrie nach der Aufhebung der Beschränkungen spürbar belegt haben. Nach Einschätzung von Solveen dürfte auch die Produktion in Juni deutlich gestiegen sein.

Laut Bundesamt fiel der Auftragseingang in der Autoindustrie im Juni mit einem Anstieg um 66,5 Prozent besonders stark aus. Das Auftragsniveau liege in der deutschen Schlüsselindustrie aber immer noch 12,2 Prozent niedriger als im Februar, bevor die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eingeführt worden waren. Der Auftragseingang bei Konsumgütern sei im Juni nur um 1,1 Prozent im Monatsvergleich gestiegen, hieß es.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums nähern sich die Industrieaufträge wieder dem Vorkrisenniveau. Experten des Ministeriums bezifferten das Volumen der Ordereingänge auf mittlerweile 90,7 Prozent der Bestellungen von vor Ausbruch der Pandemie im vierten Quartal 2019. Auch der Jahresvergleich macht deutlich, dass der Einbruch beim Auftragseingang noch nicht vollständig wettgemacht ist. Wir das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, lag der Auftragseingang im Juni um 11,3 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.

Den stärksten Zuwachs verzeichneten die Statistiker im Juni bei den Aufträgen aus dem Inland. Hier habe es einen Zuwachs um 35,3 Prozent zum Vormonat gegeben. Beim Ordereingang aus dem Ausland meldete das Bundesamt einen geringeren Zuwachs um 22,0 Prozent.

"Der Anstieg im Juni ist hoffnungsvoll", hieß es in einer Stellungnahme des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Allerdings falle auf, dass gerade die Bestellungen aus dem Ausland weiterhin zurückhaltend erfolgen. "Für die international vernetzte deutsche Industrie wird es in den nächsten Monaten darauf ankommen, wie es weltweit den anderen Volkswirtschaften gelingt, mit der Pandemie erfolgreich umzugehen", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel.

An den Finanzmärkten konnten die Auftragsdaten die Kurse nur zeitweise bewegen. Nachdem der Euro zunächst bis auf 1,1916 US-Dollar und damit auf ein neues Zweijahreshoch gestiegen war, musste die Gemeinschaftswährung die frühen Kursgewinne im Vormittagshandel wieder abgeben./jkr/jha/