MAILAND (awp international) - Die italienische HypoVereinsbank-Mutter Unicredit kämpft wie die meisten Konkurrenten mit flauen Märkten und dem Zinstief. Der als knallharter Sanierer anerkannte Bankchef Jean Pierre Mustier musste deswegen sein Ertragsziel für dieses Jahr senken. Das und die schwache Zahlen vergraulten die Anleger - die Aktie büsste knapp vier Prozent ein und lag damit gemeinsam mit der Commerzbank , die mit ähnlichen Problemen kämpft, am Ende des europäischen Bankenindex.

Mustier steht wie auch sein Gegenüber bei der Commerzbank, Martin Zielke, vor der schwierigen Frage, wo ihre Häuser künftig Geld verdienen wollen. Die Aussicht auf anhaltend niedrige oder sogar noch weiter sinkende Zinsen erschwert die Aussichten vehement. Dazu kommt, dass die Wirtschaft in der Eurozone zunehmend lahmt. Das führt unter anderem zu einem allgemein schwächeren Geschäft sowie auch zu einer steigenden Risikovorsorge für Kreditausfälle und damit sinkenden Gewinnen.

Mustier setzte in der Vergangenheit vor allem auf einen strikten Spar- und Sanierungskurs inklusive des Verkaufs einiger Sparten wie die Fondstochter Pioneer, um das Dilemma dieser schwierigen Gemengelage einzugrenzen. Aber die Rahmenbedingungen wurden in den vergangenen Monaten deutlich schlechter. Zuletzt hatte es deshalb Spekulationen über einen Abbau von bis zu weiteren 10 000 Stellen gegeben. Mustier wollte dies am Mittwoch nicht kommentieren.

Die Bank beschäftigte zuletzt mit knapp 85 000 Mitarbeitern rund 2700 weniger als vor einem Jahr. Ende 2015 hatte die Bank sogar noch rund 125 000 Angestellte und fast 7000 Filialen - die Zahl der Zweigstellen ging inzwischen auf rund 4500 zurück. Auch in Deutschland wurde das Netz ausgedünnt und die Mitarbeiterzahl reduziert. Doch den Markt überzeugt der rigorose Spar- und Sanierungskurs schon lange nicht mehr. Nachdem die Unicredit-Aktie in den ersten Monaten nach dem Amtsantritt Mustiers noch deutlich zugelegt hatte, geht es seit Sommer 2017 wieder kräftig abwärts.

Mit dem Minus nach der Zahlenvorlage rutschte die Aktie wieder unter die Marke von 10 Euro und liegt damit rund 45 Prozent unter dem Niveau von vor zwei Jahren. Langfristig sieht es noch schlimmer aus. Von ihrem um mehrere Kapitalmassnahmen bereinigten rechnerischen Rekordhoch von knapp 207 Euro im Frühjahr 2007 ging es um rund 95 Prozent nach unten. Damit ist die Aktie der derzeit mit 22 Milliarden Euro bewerteten Bank einer der grössten Verlierer seit der Finanzkrise Ende des vergangenen Jahrzehnts.

Beim Blick auf das laufende Jahr ist die Bank bei den Erträgen jetzt pessimistischer als zuletzt. Wegen der schwierigen Rahmenbedingungen werde jetzt ein Rückgang der Erträge um rund fünf Prozent auf 18,7 Milliarden Euro erwartet. Bislang hatte die Bank lediglich einen Rückgang auf 19 Milliarden in Aussicht gestellt. Zum Vergleich: 2015 lagen die Erträge noch bei 22,4 Milliarden. Im zweiten Quartal gingen die Erträge im Vergleich zum Vorjahr um fast fünf Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zurück - auch in Deutschland schrumpfte das Geschäft.

Wegen der schwachen Konjunktur musste die Bank die Risikovorsorge konzernweit um 41 Prozent auf 707 Millionen Euro erhöhen. Das war auch ein wichtiger Grund für den Rückgang des Betriebsergebnisses um fast ein Fünftel auf 1,36 Milliarden Euro. Unter dem Strich zog der Gewinn allerdings um 81 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro an - das ist aber nur auf eine Reihe von Sonderfaktoren wie den Erlös aus Spartenverkäufen zurückzuführen. Alles in allem enttäuschte die Unicredit die Erwartungen der Experten - daran konnten auch die bestätigten Ziele für den um Sondereffekte bereinigten Gewinn und das Kapital nichts ändern./zb/eas/jha/