Zürich (awp) - Die Aktien der Richemont-Gruppe haben am Freitag nach schwachem Handelsbeginn am späten Morgen ins Plus gedreht und sind nun grösster Gewinner unter den Schweizer Blue Chips. Der Luxusgüterkonzern befindet sich im Umbruch und hat für das Geschäftsjahr 2018/19 durchzogene Zahlen publiziert, die allerdings Händlern zufolge schwer einzuordnen sind.

Bis um 13.05 Uhr rücken Richemont um 1,1 Prozent auf 71,88 Franken vor, während Konkurrent Swatch an der Börse um 1,3 Prozent nachgeben und der Leitindex SMI 0,46 Prozent verliert. Im frühen Geschäft fielen Richemont noch bis auf 69,40 Franken zurück.

Händler meinten, der Vorzeichenwechsel im Handel mit Richemont-Aktien sei weniger mit Fakten zu erklären. Möglicherweise hätten aber Anleger die tieferen Notierungen zu Engagements genutzt. Schliesslich seien die Titel in den vergangenen Wochen im Sog der Unsicherheiten um den Handelsdisput zwischen den USA und China unter Druck gekommen. Erste Erholungstendenzen davon waren bereits in der laufenden Woche zu sehen.

Im Zahlenkranz hoben Händler und Analysten das besser als erwartet ausgefallene, rein organische Wachstum des Schmuck- und Uhrenkonzerns hervor. Dagegen hat Richemont die Vorgaben der Analysten zum Betriebs- und zum Reingewinn verfehlt. Die Resultate seien allerdings nur schwer zu schätzen gewesen, sagte ein Händler. Der Grund dafür seien mehrere Sonderfaktoren wie etwa die kaum abschätzbaren Goodwill-Abschreibungen auf den zugekauften Online-Aktivitäten.

Richemont hatte im Verlauf des Geschäftsjahres den Onlinehändler Yoox-Net-a-Porter (YNAP) vollständig übernommen und die britische Plattform Watchfinder.com gekauft. Dadurch kletterte der Umsatz um satte 27 Prozent nach oben und die Neubewertung von YNAP-Aktien, die Richemont vor der Übernahme bereits gehalten hatte, liessen den Reingewinn in die Höhe schnellen. Auf das Betriebsergebnis wiederum lasteten die Verluste des Segments "Online Distributors".

In einer Analystenkonferenz betonte das Management um CEO Jérôme Lambert mehrfach, dass die Transformation der Gruppe und der damit verbundene Aufbau der Online-Aktivitäten ein langfristiges Projekt sei. Dabei scheine Richemont die Kosten für den Aufbau im Griff zu haben, glaubt ein weiterer Händler. Zudem habe das Management positive Hinweise zu den Arbeiten rund um das Joint Venture mit Alibaba geliefert.

mk/ra