Bern (awp) - Die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont geben am Mittwoch im frühen Geschäft gegen den positiven Gesamttrend deutlich nach. Die Umsatzverluste sowohl im Uhren- als auch im Schmuckgeschäft fielen noch höher aus als ursprünglich erwartet. Entsprechend künden die Analysten Abwärtsrevisionen für ihre künftigen Schätzungen für Richemont an. Belastet wird die Aktie nebst den schwachen Umsatzzahlen auch vom für das erste Semester angekündigten markanten Gewinnrückgang sowie vom vorsichtigen Ausblick.

Bis um 09.45 Uhr geben Richemont um 3,9% auf 57,50 CHF nach. Gehandelt sind bis anhin knapp 1,4 Mio Titel und damit bald ein durchschnittliches Tagesvolumen. Der Gesamtmarkt (SMI) steht dagegen 0,02% höher. Im Sog von Richemont fallen auch Swatch um 2,6% zurück

Im Aktienpreis sei zwar eine schwache Umsatzentwicklung bereits eingepreist gewesen, heisst es in einem Kommentar der UBS. Die Aussicht auf den markanten Gewinnrückgang sowie der Ausblick von Richemont dürften den Aktienkurs indes belasten.

Die Zürcher Kantonalbank spricht in einer Ersteinschätzung von einer kalten Dusche von Richemont. Enttäuschend seien dabei insbesondere die Zahlen der Schmuckmarken Cartier und Van Cleef & Arpels ausgefallen sowie diejenigen der Uhrenmarken wie IWC oder Piaget. Positiv überrascht hätten dagegen die übrigen Marken wie Montblanc oder Chloé. Wegen der Rückkäufe von Uhrenlagern sei die Umsatzentwicklung insgesamt noch schwächer als diejenige bei der Konkurrenz so die ZKB. Der Konsens für das Gesamtjahr sei deshalb klar zu hoch.

Bei der Bank Vontobel zeigt man sich indes nach den verhaltenen Aussagen anlässlich der Jahresergebnispräsentation zur Absatzentwicklung im April und den schwachen Schweizer Uhrenexportstatistiken der letzten Monate alles andere als überrascht. Was die Entwicklung des Umsatzes anbetrifft, erwartet die Zürcher Bank eine bessere zweite Jahreshälfte. Dennoch wird Vontobel die Umsatz- und Gewinnschätzungen mit negativen Vorzeichen überarbeiten. An der Kaufempfehlung wird allerdings festgehalten.

Baader Helvea führt den Titel mit "Hold" und zeigt sich entsprechend auch etwas weniger kritisch. Ein zweistelliges Umsatzminus sei erwartet worden, auch wenn es nun noch etwas tiefer ausgefallen sei als prognostiziert. Der Ausblick auf das erste Semester 2016/17 scheine in etwa den angepassten Erwartungen zu entsprechen. Laut diesem Institut liegen die aktuellen Schätzungen der Analysten in einem realistischen Bereich.

Bei Kepler Cheuvreux heisst es, dass der Ausblick gar nicht so schlecht sei, wie er auf den ersten Blick erscheine. Die Margen von Richemont dürfte zudem den Tiefpunkt im zweiten Semester 2015/16 bereits erreicht haben. Kepler geht gar davon aus, dass die Schätzungen für Richemont nach oben revidiert werden könnten, sobald sich der erste verschwommene Eindruck der Zahlen etwas geklärt habe. Das Institut bestätigt für Richemont das Rating "Buy".

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