Zürich (awp) - Die Aktien von Richemont und Swatch zählen am Freitag zu den grössten Gewinnern am Schweizer Markt. Richemont hat im Weihnachtsquartal mehr Schmuck und Uhren verkauft als vor einem Jahr, wobei vor allem das hochrentable Geschäft der Schmuckmarken Cartier und Van Cleef & Arpels brillierte. Befeuert wird dies durch Konjunkturhoffnungen aus China.

Die Aktien von Richemont steigen um 09.30 Uhr mit 4,9 Prozent auf 80,92 Franken in die Höhe, während der Gesamtmarkt (SMI) mit 0,73 Prozent im Plus steht. Im Sog von Richemont legen die Inhaberpapiere von Swatch an der Börse um 2,4 Prozent zu. Sowohl Richemont als auch Swatch waren verhalten in das neue Börsenjahr gestartet.

Insgesamt lag der von Richemont für die Monate Oktober bis Dezember ausgewiesene Umsatz im Rahmen der Analystenschätzungen. Wie zu erwarten war, fielen die Verkäufe in Hongkong, wo seit Monaten gegen den wachsenden Einfluss aus China demonstriert wird, zurück. Das gute Abschneiden in Europa habe aber die schwächere Entwicklung in Asien kompensiert, heisst es im Kommentar der ZKB.

Zu Reden gibt in Expertenkreisen, wie sich die verschiedenen Sparten entwickelten. Einmal mehr habe das Schmuckgeschäft am stärksten zugelegt, schreibt René Weber von der Bank Vontobel stellvertretend für viele seiner Kollegen. Dort erziele die Gruppe die weitaus höchsten Margen. Im Halbjahr waren es 31,5 Prozent verglichen mit einer gruppenweiten Marge von knapp 14 Prozent.

Angesichts des Umsatzeinbruchs in Hongkong überraschend gut hätten sich die spezialisierten Uhrenmarken geschlagen, ergänzt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Derweil habe das Wachstumspferd Onlinevertrieb, in das viel Geld investiert wird, enttäuscht. Das werfe Fragen für die Zukunft auf, meint Schwendimann.

Die noch rote Zahlen schreibende Online-Sparte habe mit einem Wachstum von währungsbereinigt nur 2 Prozent die Erwartungen bei weitem verfehlt, heisst es im Kommentar von JP Morgan. Die Herausforderungen, die sich den Multimarken-Händlern im Internet stellen, scheinen sich verschärft zu haben. Zudem hätten Sturmschäden an einem Lagerhaus von "Mr Porter" die Entwicklung zusätzlich belastet.

Händler begrüssen derweil, dass Richemont nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge wieder mit guten Neuigkeiten aufwarten kann. Das erstaune umso mehr, als die Proteste in Hongkong in der Region Asien/Pazifik auf die Absatzentwicklung drückten. Nach der Veröffentlichung der Quartalsumsatzzahlen heisse es nun: Erleichtert aufatmen und nach vorn schauen.

Dafür stehen auch die am Freitag ausgewiesenen Konjunkturdaten für China. Das Wachstum in der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft fiel 2019 zwar so gering aus wie seit fast drei Jahrzehnten nicht. Es traf aber die Erwartungen der Analysten und lag in der Zielvorgabe der Regierung in Peking. Eine negative Überraschung sei ausgeblieben, hiess es. Die chinesischen Kunden setzen am Luxusgütermarkt am meisten Geld um, auch mit Produkten der Richemont-Häuser.

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