Genf (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont hat im Geschäftsjahr 2018/19 dank Zukäufen stark zugelegt. Die Genfer investieren viel Geld in ihre Onlineaktivitäten, um in Zukunft vermehrt Schmuck und Uhren im Internet zu verkaufen. Eher enttäuscht hat die Gruppe mit dem Gewinnausweis.

Insgesamt kletterten die Verkäufe in dem im März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr um gut ein Viertel auf 14,0 Milliarden Euro, wie Richemont am Freitag mitteilte. Richemont übernahm den Onlinehändler Yoox Net-a-Porter, den man davor zur Hälfte besass, ganz und kaufte die britische Plattform Watchfinder.com.

Das abgelaufene Jahr sei im Zeichen der Transformation und der Yoox-Integration gestanden, hielt Verwaltungsratspräsident Johann Rupert in der Mitteilung fest. Klammert man die Zukäufe aus, resultiert sowohl in Euro als auch in Lokalwährungen gerechnet ein organisches Wachstum von 8 Prozent. Das lässt sich gut mit dem nach neun Monaten erzielten Wachstum vergleichen.

Anhaltendes Wachstum in China

Dabei erfreuten sich Schmuck und Uhren von Marken wie Cartier, IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre in Asien einer guten Nachfrage. Bereinigt legte Richemont in der Region Asien-Pazifik um 14 Prozent zu. Die Region steuert bereits 37 Prozent zum Gruppenumsatz bei. Zählt man das bei Richemont gesondert ausgewiesene Japan-Geschäft dazu, waren es gar 46 Prozent.

In China scheinen die Sorgen um eine Eskalation im Handelsstreit mit den USA noch nicht auf die Kauflust der Konsumenten zu schlagen. Die Verkäufe seien in Festlandchina um 15 Prozent nach oben gegangen und würden auf hohem Niveau nachhaltig zulegen, erklärte Richemont-Chef Jérôme Lambert an einer Telefonkonferenz.

Gut entwickelt hat sich auch das Geschäft in Nordamerika (organisch +11%). Weniger gut lief es dagegen in Europa. Da resultierte bereinigt lediglich ein Umsatzanstieg von 1 Prozent. Mehrere Faktoren wie die Gelbwesten-Unruhen in Frankreich, das schwache Abschneiden der mittlerweile verkauften Lederwarenmarke Lancel oder das "Brexit-Chaos" hätten belastet, führte Finanzchef Burkhart Grund aus.

Online-Geschäft belastet Marge

Der Betriebsgewinn der Gruppe nahm mit plus 5 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro im Vergleich zum Umsatz weniger stark zu und die Marge fiel um 2,8 Prozentpunkte auf 13,9 Prozent zurück. Das hat damit zu tun, dass auf den neu in der Gruppe eingebundenen Onlineverkäufern Abschreibungen vorgenommen wurden und die Online-Sparte Verluste schreibt.

Ohne diese Einflüsse und ohne weitere Einmaleffekte läge die Marge bei knapp 20 Prozent. Treiber der Profitabilität ist das hochprofitable Schmuckgeschäft, wo die Marge im Berichtsjahr um 1,6 Punkte auf 31,5 Prozent geklettert ist. Die wichtigste Marke des Konzerns, Cartier, punktete mit neuen Schmuckkollektionen.

Zu einer Margensteigerung von gar 3 Punkten auf 12,7 Prozent ist es im Uhrengeschäft gekommen. Da gilt es allerdings zu bedenken, dass das Vorjahr durch Uhrenrückkäufe aus Lagerbeständen von Händlern belastet worden war.

Höhere Dividende

Unter dem Strich kletterte der Reingewinn auf 2,79 Milliarden Euro nach 1,22 Milliarden im Jahr davor. Hier profitierte Richemont von der Neubewertung der Yoox-Aktien, welche man vor der Lancierung des Kaufangebots an der italienischen Börse selbst gehalten hatte. Der Effekt schlug mit 1,4 Milliarden zu Buche.

Den Aktionären schlägt der Verwaltungsrat eine um 5 Prozent auf 2 Franken je Aktie erhöhte Dividende zur Auszahlung vor.

Im Ausblick äussert sich Richemont gewohnt zurückhaltend. Die Gruppe bewege sich in einem unsicheren Marktumfeld, verwies Präsident Rupert auf die geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken. Doch sei man nach wie vor zuversichtlich, langfristig erfolgreich zu sein.

Künftig setzt man bei Richemont verstärkt auf das Onlinegeschäft. Im laufenden Jahr sollen beispielsweise in China gemeinsam mit dem Onlineriesen Alibaba Verkaufs-Apps lanciert werden. Neuigkeiten dazu gab es am Freitag kaum, die Arbeiten am gemeinsamen Joint Venture-Unternehmen seien auf Kurs, hiess es.

An der Börse reagierten die Anleger enttäuscht auf die Zahlenvorlage. Insbesondere mit den Gewinnzahlen wurden die Vorgaben verfehlt. Bis um 10 Uhr büssten die Richemont-Papiere in einem etwas schwächeren Gesamtmarkt 0,9 Prozent ein.

mk/ra