Der drittgrößte deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen ist dem Geschäftseinbruch in der Corona-Krise mit massiven Kostensenkungen begegnet.

Der Stiftungskonzern habe die Fixkosten im ersten Halbjahr um mehr als eine Milliarde Euro gesenkt, erklärte ZF-Chef Wolf-Henning Scheider am Freitag. Denn durch den Nachfragerückgang der Autobauer weltweit sackte der Umsatz von Januar bis Juni um 27 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro ab. Operativ belief sich der Verlust auf 177 Millionen Euro, wobei der Verlust im zweiten Quartal den Gewinn des Jahresauftakts mehr als ausradierte.

Das zweite Quartal war wegen des weitgehenden Stillstands der Produktion im Lockdown für die Autoindustrie besonders schwierig. Seither hat eine leichte Erholung eingesetzt. Der schwäbische Hersteller von Getrieben und anderen Komponenten fahre überall die Fabriken wieder hoch, erklärte der ZF-Chef. Doch sei die Branche nach wie vor in einer sehr ernsten Situation. "Viele Werke sind noch mit schwacher Nachfrage konfrontiert", ergänzte er. ZF prognostiziert einen Rückgang der Autoproduktion weltweit in diesem Jahr um gut ein Fünftel auf knapp 70 Millionen Fahrzeuge.

Durch Kostensenkungen und die in China schon kräftigere Erholung will der Stiftungskonzern am Jahresende ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern erreichen. Die Investitionen fuhr ZF um ein Viertel zurück. Kurzarbeit für große Teile der Belegschaft in Deutschland senkte Personalkosten. Bei Forschung und Entwicklung setzte ZF den Rotstift hingegen nur vorsichtig an, um beim Umschwung zu elektrifizierten, digital vernetzten Fahrzeugen ganz vorne mitspielen zu können. Das Budget wurde um sechs Prozent auf 1,2 Milliarden Euro im Halbjahr gekappt.

Auch durch Personalabbau will der Stiftungskonzern die Ausgaben drücken. Dieser Prozess ist wegen der Umstellung auf Elektroautos und Hybrid-Modelle und der seit 2018 abflauenden Autokonjunktur schon länger im Gang. Durch den Auftragseinbruch in der Corona-Krise, die nach Einschätzung von ZF den Markt noch mindestens drei Jahre unter dem Vorkrisenniveau von 2019 halten wird, beschleunigt sich der Schrumpfkurs. Scheider hatte im Mai angekündigt, 12.000 bis 15.000 der 157.000 Arbeitsplätze weltweit bis 2025 zu streichen, davon etwa die Hälfte im Inland.

KRISENPAKT

Seit Jahresbeginn trennte sich der Stiftungskonzern vom Bodensee bereits von 3800 Mitarbeitern, vorwiegend im Ausland. In Deutschland schloss ZF als erstes großes Unternehmen der Autoindustrie mit der Gewerkschaft IG Metall einen Pakt, mit dem der Wandel und die Krise bewältigt werden sollen[L5N2EV3A4]. Dieser sieht neben mehreren Instrumenten eine Verkürzung der Arbeitszeit um 20 Prozent bis Ende 2022 vor, damit Kündigungen und die Schließung ganzer Standorte vermieden werden. Für die Arbeitnehmer sinke das Einkommen zwar um weniger als 20 Prozent, trotzdem könne ZF damit eine Personalkostensenkung um fast ein Fünftel erreichen, erklärte Scheider. "Wir können uns an die aktuelle Lage damit sehr gut anpassen."

Unter dem Strich machte ZF einen Verlust von 911 Millionen Euro. Das habe vor allem an Abschreibungen auf die Kaufpreise für die Übernahmen der Zulieferer TRW und Wabco, an Kosten für Personalabbau und Schuldentilgungen gelegen, erklärte Finanzvorstand Konstantin Sauer. Im Gesamtjahr will ZF operativ schwarze Zahlen schreiben. Voraussetzung dafür ist Scheider zufolge aber, dass es zu keiner neuen Pandemiewelle kommt.