Frankfurt (Reuters) - Der Zulieferer Continental fordert beim Wechsel in eine umweltfreundlichere Mobilität eine stärkere Unterstützung durch den Staat.

Angesichts der schwachen Konjunktur und den hohen Investitionen solle die Politik die Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen und Verbraucher senken, schlug Konzernchef Elmar Degenhart am Dienstag auf der Automesse IAA in Frankfurt vor. "In Deutschland gelten die höchsten Unternehmenssteuern aller OECD-Länder." Hinzu kämen hohe Sozialkosten und die zweithöchsten Energiekosten weltweit. "Das sind zu hohe Lasten, um bei stagnierendem Wachstum weltweit mitzuhalten."

Eine geringere Steuerlast würde höhere Investitionen in den Wandel der Branche ermöglichen, erläuterte Degenhart und betonte: "Es besteht Handlungsbedarf." Auch Volkswagen-Chef Herbert Diess forderte auf der IAA staatliche Unterstützung, um die Akzeptanz beim Kunden für Elektroautos zu fördern. Man brauche intelligente Anreize auch für Geringverdiener und kleinere Firmen, etwa die Ausweitung der Förderung beim Kauf eines Elektroautos auf Gebrauchtwagen oder einen Mobilitätsfonds, "der zum Beispiel kostenfreies Laden für Autos unter 20.000 Euro ermöglicht."

Continental selbst will die CO2-Emissionen in der Produktion weiter senken und bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein. Bereits Ende 2020 wollen die Niedersachsen weltweit an allen Standorten zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen einsetzen.

Das Dax-Unternehmen aus Hannover steht vor dem größten Einschnitt in der Firmengeschichte. Der Konzern soll bis Anfang 2020 zu einer Holding mit drei Säulen umgebaut werden: der Rubber-Gruppe, der Sparte Automotive mit dem Zuliefergeschäft und dem Antriebsgeschäft. Die Antriebssparte mit weltweit gut 40.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von zuletzt 7,7 Milliarden Euro wurde bereits Anfang 2019 herausgelöst und soll künftig "Vitesco Technologies" heißen. In ihr ist die Technik für Verbrennungsmotoren und die für elektrische Antriebe vereint. Statt eines zunächst angepeilten Teilbörsengangs der Sparte erwägt der Konzern wegen der unsicheren Konjunktur nun auch einen Spin-Off. Zudem verhandelt das Management mit der Arbeitnehmervertretung über ein Sparprogramm, das einen massiven Stellenabbau umfassen könnte. In dem Zusammenhang werden auch einzelne Werke auf den Prüfstand gestellt.[nL5N25Z03V]