FRANKFURT (dpa-AFX) - Covestro hat Anleger und Börsenexperten am Montag mit schwachen Geschäftszahlen sowie einem enttäuschenden Ausblick verschreckt. Vor allem die operative Ergebnisentwicklung (Ebitda) des Spezialchemiekonzerns stieß auf wenig Begeisterung. Damit scheinen sich die Sorgen des vergangenen Jahres zu bestätigen, denn 2018 hatte die Aktie wegen Befürchtungen über wegbrechende Konzerngewinne rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

Gegen Mittag nun ging es für das Covestro-Papier um 4,15 Prozent auf 49,46 Euro abwärts - es war damit abgeschlagenes Schlusslicht im moderat freundlichen Dax. Auch charttechnisch betrachtet sieht es düster aus, nachdem die Aktie nun wieder unter die bei aktuell rund 47 Euro liegende 90-Tage-Linie rutschte. Sie gilt als wichtiger Indikator für den mittelfristigen Trend.

So endet erst einmal die jüngste Erholung. Am Freitag noch war die Aktie mit 52,08 Euro exakt an ihr jüngstes Zwischenhoch herangelaufen und zählte im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von fast 20 Prozent zu größten Gewinnern im deutschen Leitindex.

Schwierigere Geschäfte mit der Autoindustrie, hohe Kosten infolge des niedrigen Rhein-Pegels und eine wieder härtere Konkurrenz brockten Covestro 2018 einen knapp siebenprozentigen Rückgang beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 3,2 Milliarden Euro ein. Für das laufende Jahr geht der Konzern hier mit anderthalb bis zwei Milliarden Euro sogar von einem weiteren Einbruch um mindestens 37,5 Prozent aus.

Mit Blick auf das vergangene Jahr monierten Analysten insbesondere die Gewinnentwicklung im Schlussquartal 2018. Das Ebitda sei um rund zwei Drittel abgesackt und habe seine sowie die Konsensschätzung um rund acht Prozent verfehlt, schrieb etwa Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan. Auch den Mittelwert der Zielspanne für das laufende Jahr sieht er deutlich unter den Erwartungen, auch wenn er mit Blick auf den Aktienkurs schrieb, dass alles weniger schlimm sei als es die aktuell geringe Bewertung vermuten ließe.

"Noch schwächer als erwartet", überschrieb Udeshis Kollegin Georgina Iwamoto von Goldman Sachs ihren Kommentar zu Zahlen und Ausblick des Spezialchemiekonzerns. Das untere Ende der Ebitda-Zielspanne liege unter der vorsichtigsten Analystenschätzung. Auch der angestrebte Bargeldzufluss aus dem laufenden Geschäft sei mit 300 bis 700 Millionen Euro nach knapp 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2018 eine klare Enttäuschung für den Markt.

Erfreulicher entwickelte sich indes der Umsatz: Dieser war 2018 dank größerer Verkaufsmengen und zumindest auf Jahressicht gestiegener Preise um fast dreieinhalb Prozent auf 14,6 Milliarden Euro gestiegen. Für den Absatz 2019 zeigte sich Konzernchef Markus Steilemann zudem optimistisch: Im Kerngeschäft strebt er ein Mengenwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an.

Außerdem soll die Dividende trotz des Gewinnrückgangs leicht um 20 Cent auf 2,40 Euro steigen. Ein Händler sprach von einer positiven Überraschung, die auch Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe teilte: Er hatte lediglich mit einer Anhebung auf 2,30 Euro gerechnet. Aus der geplanten Ausschüttung resultiere auf Basis des Schlusskurses der Aktie am Freitag eine attraktive Dividendenrendite von 4,7 Prozent.

JPMorgan-Experte Udeshi sieht für Covestro sogar schon etwas Licht am Ende des Tunnels. Er sprach von einem Rückschlag für die Aktie nach der bisherigen Jahresentwicklung und den enttäuschenden Geschäftsaussagen. Diese dürfte aber ihren Tiefpunkt nahezu erreicht haben und erscheine nun attraktiv bewertet./gl/ck/men