FRANKFURT (awp international) - Der Spezialchemiekonzern Covestro liebäugelt mit Übernahmen als Mittel gegen wirtschaftlichen Gegenwind. Es gebe zwar eine Reihe von Möglichkeiten, um das Portfolio gegen konjunkturelle Schwankungen weniger anfällig zu machen, sagte Vorstandschef Markus Steilemann der "Börsen-Zeitung" (Dienstagausgabe). "Diese Anstrengungen sind erfolgreich, allerdings nicht in dem Masse, dass sich das Gesamtportfolio kurzfristig als deutlich resilienter erweist", schränkte der Manager ein.

Kurzfristig müssten daher andere Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den Abschwung abzufedern. "Zu den Wachstumsoptionen, die auch auf die Schnelle wertschaffend sind und das Portfolio resilienter machen, zählen ganz klar Zukäufe", sagte Steilemann. Das Augenmerk richten die Leverkusener dabei auf Lacke, Klebrohstoffe und Spezialanwendungen, wie der Vorstandsvorsitzende ausführte. Dabei gehe es nicht nur um das Abarbeiten der vorhandenen M&A-Listen, sondern auch um die fortlaufende Erweiterung der Liste mit potenziellen Übernahmezielen.

Steilemann, der seine Investoren im November mit einer Gewinnwarnung auf dem falschen Fuss erwischt hatte, weiss allerdings auch, dass bei Akquisitionen besonderes Fingerspitzengefühl nötig ist. "Wir müssen am Kapitalmarkt Vertrauen aufbauen, dass wir eine Akquisition sauber stemmen und integrieren können", sagte der seit Juni vorigen Jahres amtierende Covestro-Chef und versprach: "Wir werden mit ganz spitzem Bleistift rechnen und in keinem Fall bloss um des Akquirierens willen zukaufen."

Der Konjunkturabschwung, der durch den schwelenden Handelskonflikt zwischen den USA und China noch verstärkt wird, hat in Covestros Abnehmerindustrien, allen voran in China - die Volksrepublik steht für gut ein Fünftel des Konzernumsatzes -, schon sichtbare Spuren hinterlassen. Umso euphorischer ist Steilemann nun aber mit Blick auf Indien, das zu den Top-5-Märkten des Chemiekonzerns gehört. "Auch wenn der Abstand zur Spitze noch deutlich ist, ist Indien einer der am schnellsten wachsenden Märkte", sagte der Manager und verwies darauf, dass sich das Pro-Kopf-Einkommen auf dem Subkontinent der Schwelle nähert, ab der die Nachfrage nach Mittelklassegütern wie Kühlschränken oder Autos stark wächst./he